Der gebürtige Wiesbadener Jan Rekeszus entdeckte schon früh seine Leidenschaft für Musicals und spielte bereits vor seiner Ausbildung am Hessischen Staatstheater in den unterschiedlichsten Rollen.
2012 begann er dann sein Studium an der Universität der Künste in Berlin.
In Berlin spielte Jan in der Deutschlandpremiere des großartigen Musicals Grimm! die Titelrolle und im Renaissance-Theater in Next to normal den „Gabe“ und „Henry“.
Das Magdeburger Domplatz-Openair war mit Hair ein weiteres Highlight in Jans bisheriger Karriere.
Aktuell spielt er am Festspielhaus in Füssen in Ludwig 2 und ab September den „Tony“ inWest Side Story an der Oper Bonn.
Wie es ist auf der Bühne Jan Ammann zu küssen, was er mit König Ludwig II gemeinsam hat und noch vieles mehr hat er uns in einem ausführlichen Interview verraten.
Wie bist du dazu gekommen Musicaldarsteller zu werden? Gab es jemals einen Plan B?
Es war mehr Zufall als der langersehnte Traumberuf. Ich habe damals ein Praktikum am Hessischen Staatstheater Wiesbaden gemacht und kam zum ersten Mal in Kontakt mit dem Genre. Es stand ein Casting für den “Jugendclub” des Theaters an, in dem ich dann aufgenommen wurde. Als ich das ein paar Jahre gemacht habe, entschloss ich mich dazu Aufnahmeprüfungen, und somit mein Hobby zum Beruf zu machen. Plan B war Mediengestalter oder Tonmeister.
Du bist Preisträger des 3. Förderpreises im Juniorwettbewerb beim Bundesgesangswettbewerb 2013. Wie fühlt es sich an eine solche Auszeichnung zu erhalten?
Es ist natürlich ein sehr schönes Gefühl solch ein Kompliment zu bekommen. Man fühlt sich geehrt.
Du hast 2015 in „GRIMM – Die wahre Geschichte von Rotkäppchen und ihrem Wolf” in Berlin gespielt. Weißt du, dass das Stück in diesem Jahr vom Stage Focus e.V. in Oberhausen aufgeführt wurde? Wie stehst du zu Musicalvereinen und warum sollte man dieses Stück unbedingt sehen?
Nein das wusste ich nicht, das freut mich sehr! Da ich das Genre zuerst als Hobby kennengelernt habe, kann ich das nur gutheißen. Das Stück liegt mir sehr am Herzen, es räumt mit Vorurteilen auf berührende und humorvolle Weise auf.
Dein erstes Solokozert hieß „Im Augenblick“. Gibt es ein Rezept oder einen Tipp, wie man jeden Augenblick genießen kann?
Genießen weiß ich nicht. Aber man kann üben jeden Moment so sein zu lassen wie er ist. Ein Wegbereiter dafür ist meiner Meinung nach der Atem.
Was macht die Musikrichtung „Swing“ zu etwas besonderem? Du hast dir gewünscht mit einem solchen Orchester aufzutreten.
Ach, da braucht man doch bloß Frank Sinatraanhören, da weiß man wie besonders Swing ist. Ich liebe es.
Solokonzert, Konzert mit anderen Darstellern, Musical – welche Art der Unterhaltung lässt dein Herz aufgehen. Wo fühlst du dich am wohlsten?
Am liebsten stehe ich auf der Theaterbühne, das ist meine größte Leidenschaft. Ich fühle mich noch etwas unerfahren mit dem Konzertformat, aber ich lerne und sammle Erfahrung.
Wie viel Mitspracherecht hat ein Künstler bei der Songauswahl für Konzertabende (auch anderer Künstler)?
Gar keine (lacht). Ich glaube es kommt tatsächlich darauf an, wie ein Künstler das gerne hätte. Andreas Luketa und ich haben uns damals bei der Konzeptgestaltung etwas gerieben. Das hat es aber auch gebraucht, denn so wurde Im Augenblick ein runder Abend, mit dem wir am Ende beide sehr zufrieden waren.
Du standest bei Jan Ammann’s Konzert A Musical Love Story auf der Bühne. Wie war es für dich Jan zu küssen? Spaß beiseite!
Hast du ein Lieblings-Musical-Liebeslied?
Ich muss die Leser leider enttäsuchen: Bühnenküsse sind für mich ziemlich leidenschaftslos. Aber das Publikum hat sich gefreut, das war schön.
Zuletzt hat mich >Ist es Liebe”< aus Anatevkasehr berührt. Dabei fragt „Tevje“ seine Frau nach zwanzig Jahren Ehe, ob sie sich lieben, obwohl sie verheiratet wurden und nie darüber sprachen.
Mit Jan Ammann stehst du nicht nur gemeinsam bei Konzertabenden auf der Bühne, du teilst auch eine ganz besondere Rolle mit ihm. Wie sehr liegt Dir die Rolle „Ludwig“ am Herzen?
Ich liebe die Zerrissenheit dieser Figur und es macht mir große Freude seine Lieder zu interpretieren. Es freut mich, dass ich im Sommer die Rolle des „Ludwig“ wieder übernehmen darf.
Der „Kini“ ist ja eine sehr majestätische Rolle, die viel abverlangt. Wie viel Ludwig steckt in Jan Rekeszus und umgekehrt?
Heutzutage kann sich kein 18-Jähriger vorstellen plötzlich Herrscher eines Volkes zu sein, ich auch nicht im Geringsten. Aber jeder kennt die Situation vor Menschen sprechen zu müssen oder vielleicht Aufgaben zu deligieren, wenn auch nur in Alltagssituationen.
Außerdem erkenne ich Anteile von „Ludwigs“ romantischer Verträumtheit, seiner sozialen Phobie und seiner Sensibilität in mir und diese gilt es auf der Bühne wachsen zu lassen.
Als Graf Dürckheim spielst du den besten Freund von König Ludwig II. Was macht für dich Freundschaft aus?
Humor und Offenheit.
Du bist in deinem Beruf sehr viel unterwegs. Wie schafft man es da Freundschaften zu pflegen?
Das ist in der Tat nicht einfach. Ich versuche stetigen, wenn auch nicht häufigen, Kontakt zu meinen Freunden mit dem Handy zu halten und treffe sie dann, wenn ich in Berlin bin.
Welche Rolle war für dich bisher die intensivste und in welcher fühlst du dich besonders wohl?
Ich denke „Gabe“ in Next to Normal und „Ludwig“ waren die intensivsten, da diese Figuren mich emotional sehr berührt haben.
Am wohlsten habe ich mich mit „Claude“ in Hair gefühlt, weil ich mich zuvor mit keiner Rolle so sehr identifizieren konnte bzw. durfte. Das lag vor allem an dem wunderbaren Regisseur Erik Petersen.
Gibt es eine Rolle, die du unbedingt einmal spielen möchtest?
„Jekyll & Hyde“ und „Frank’n’furter“.
In diesem Jahr singst du zum ersten Mal eine Operette und für dich geht damit ein Wunsch in Erfüllung. Was ist das Besondere an einer Operette?
Das Besonderste für mich ist daran, dass ich kein Mikroport kriege (lacht).
Tatsächlich ist es was ganz anderes über ein Orchester ohne Verstärkung zu singen, das war sehr fordernd für mich. Das bedeutet mehr körperliches Singen, den ganzen Abend. Ansonsten hat Die Prinzessin von Trapezuntein wahnsinnig hohes Tempo und eine ordentliche Portion Humor, was in einem Musical ja aber auch vorkommt. Ich muss an dieser Stelle meinen ehemaligen Theatergeschichtslehrer zitieren: “In der Operette geht es immer um Sex!” und ich befürchte, er hatte Recht.
Natürlich darf die obligatorische Frage nicht fehlen: Was war dein lustigster Patzer auf der Bühne?
Ich denke meine zweite Vorstellung als „Ludwig“, wo ich kurz vor der Pause rückwärts auf die Drehscheibe gefallen bin. Das war unangenehm.
Du warst im Jahr 2016 in dem Film Die Florence Foster Jenkins Story als William Key zu sehen. Worum geht es in dem Film und was war deine Rolle?
Es geht um eine der “schlechtesten” Sängerinnen der Weltgeschichte, die dennoch berühmt wurde. Ich spielte einen Journalisten der sie interviewt.
Wie kam es zu dem Engagement und kannst du dir vorstellen auch zukünftig in Filmen mitzuspielen?
Mein ehemaliger musikalischer Leiter Adam Benzwi war in dem Projekt involviert und hat mich vorgeschlagen, was mich sehr gefreut hat. Ich würde sehr gerne mehr Film und Fernsehen machen. Es gab auch schon Angebote, aber leider hat es terminlich nie gepasst.
Welche Frage würdest du dir selber stellen, wärest du an unserer Stelle und was wäre die Antwort?
Das nutze ich jetzt natürlich zu Werbezwecken, das ist euch klar? Was machst Du denn als nächstes?
Ich freue mich sehr ab September den „Tony“ in der West Side Story an der Oper Bonn spielen zu dürfen.
Welche Frage(n) würdest du uns stellen, wärest du der Interviewer?
Was sind eure Beschäftigungen neben der Musicalchallenge? Was macht euch Freude?
Judy: Tatsächlich sind Musicals schon eine sehr große Leidenschaft von mir. Ich höre hauptsächlich Musik aus den unterschiedlichsten Stücken und die Challenge nimmt auch viel Zeit in Anspruch. Wenn neben der Arbeit dann aber noch Luft ist, verbringe ich viel Zeit mit meinem Freund und unseren Freunden und Familien. Wir gehen gerne ins Kino, Schwimmen oder genießen die Sonne im Garten. Außerdem lese ich sehr gerne, Nähe und Backe gern und schaue auch sehr gerne Serien, die mich richtig packen.
Ena: Meine größte Freude ist es momentan meinen fast vierjährigen Sohn beim Aufwachsen zu beobachten. Er lernt quasi täglich neue Dinge und überrascht mich immer wieder aufs Neue zu was ein so kleines Geschöpf schon alles fähig ist. Kinder leben einfach in ihrer kleinen, heilen Welt und kriegen vom Alltagsstress der Erwachsenen kaum was mit. Er teilt meine Leidenschaft für Musik und Musicals, schmettert voller Inbrunst die Songs aus Tarzan oder The Greatest Showman und es macht einfach einen Heidenspaß ihm dabei zuzuhören! Wir feiern im Auto immer eine kleine Musical-Party. Ansonsten machen wir gerne Familienausflüge mit Kind und Hund in den Zoo, auf den Spielplatz oder in den Wald. Und wenn ich dann neben meiner Arbeit, meiner Musical-Leidenschaft und allem anderen noch Zeit habe, lese oder Nähe ich total gerne.
Besucht Jan im Netz:
Facebook: Jan Rekeszus
Instagram: @janrekeszus
Vielen Dank, lieber Jan, für die Beantwortung unserer Fragen!
Wir haben dich bei A Musical Lovestory zum ersten Mal (und ganz sicher nicht zum letzten Mal) live auf der Bühne erleben dürfen und du hast uns total überrascht und überzeugt.
Wir wünschen dir für die Spielzeit in Füssen ganz viel Freude, viele tolle Vorstellungen als König Ludwig II und natürlich ebenso wunderbare Proben und Vorstellungen als Tony in Bonn!
Wir hoffen, dass wir dich ganz bald nochmal auf der Bühne erleben dürfen!
Viele Grüße!
Eure Judy und eure Ena