Musicalchallenge meets… Femke Soetenga

Femke Soetenga wurde in Steinheim geboren und wuchs in den Niederlanden auf, wo sie nach einem Studium der Kommunikationswissenschaften auch ihre professionelle Musicalausbildung absolvierte.

Sie stand bereits in unzähligen Rollen wie z.B. als „Magda“ und Tanz der Vampire, „Lucy“ in Jekyll and Hide, „Milady de Winter“ in Die 3 Musketiere oder alternierende „Mrs. Danvers“ in Rebecca auf der Bühne. Weitere Stationen waren „Mina Murray“ in Dracula, „Evita Perón“ im gleichnamigen Musical Evita oder „Päpstin Johanna“ in Die Päpstin.

Derzeit spielt sie die Lehrerin „Laura Castelli“ in Don Camillo und Peppone bei den Freilichtspielen Tecklenburg, wo sie im letzten Jahr für ihre Rolle als „Fee aus dem See“ im Musical Spamalot mit dem Publikumspreis der beliebtesten Darstellerin ausgezeichnet wurde.


In unserem Interview hat Femke uns verraten welche Rolle(n) sie gerne einmal spielen möchte, wie ihr der Spagat zwischen Beruf und Familie schafft und ob sie lieber Chips oder Schokolade mag.


Wie bist du dazu gekommen Musicaldarstellerin zu werden? Gab es einen Plan B?

Wenn man so will, war Musical mein Plan B.

Ich habe zuerst Kommunikationswissenschaften studiert, aber habe dann schnell gemerkt dass es mich auf die Bühne zieht und ich was Kreatives machen sollte. Etwas mit Leidenschaft, mit Musik, mit Schauspiel.

Danach habe ich daran nie wieder gezweifelt. Es sollte halt so sein.

Du hast in deiner bisherigen Karriere bereits unfassbar viele großartige Rollen gespielt. Welche liegt Dir am meisten am Herzen und warum?

Oh! schwierige Entscheidung…

Ich denke zu den Highlights zählen „Milady de Winter“ und „Mrs Danvers“. Beides dramatische Rollen mit einer schönen Entwicklung und vielen schönen Liedern die das Ganze unterstreichen.

Aber an Sweeney Todd, „Mrs Lovett“, hatte ich auch sehr viel Spaß: Mut zur Hässlichkeit über die ganze Breite.

Grundsätzlich bin ich aber sehr dankbar, immer so unterschiedliche, tolle Rollen spielen zu dürfen. Da ist nichts dabei was mir nicht unglaublich viel Spaß gemacht hat.

Gibt es noch offene Träume? Welche Rolle möchtest du unbedingt mal spielen? 

Irgendwann gerne „Diana“ in Next to Normalund „Norma Desmond“ in Sunset Boulevard.

Jetzt fände ich Elisabeth und Mamma Miaauch sehr reizvoll.

Welche Rolle würdest du gerne mal spielen, könntest du dir eine männliche Rolle aussuchen? 

„Judas“ oder „Jekyll“ & „Hyde“.

Gibt es einen Stoff, aus dem noch kein Musical gemacht wurde, den du Dir aber auf der Bühne vorstellen könntest oder wünschen würdest? 

Ich denke, es gibt viele Themen die man in ein Musical verwandeln könnte, wenn man möchte.

Wie weit ist man als Autor, Darsteller, aber auch als Publikum, bereit zu gehen um kritische Themen zum Musical zu machen?

Wie direkt darf Musical in euren Augen sein, es ist ein Medium was viele Leute erreicht und berührt.

Darf es einen kritischen Touch haben, unschöne Themen ansprechen? Verträgt sich das? Ich denke schon.

Wenn ja, wäre für dich die Arbeit als Regisseurin oder Autorin/ Komponistin auch mal interessant?

Ja, irgendwann schon, oder sogar ein Theater leiten. Aber jetzt bringt mir das selber spielen noch viel zu viel Spaß. 

Spielst du eigentlich ein Instrument? 

Ich spiele Klavier, aber nur bescheiden…

In diesem Jahr hat dein Weg dich wieder auf die Freilichtbühne Tecklenburg geführt. Im letzten Jahr wurdest du zum weiblichen Publikumsliebling gewählt. Was bedeutet dir dieser Publikumspreis?

Sehr viel! Letztendlich ist es das Publikum, das ich als Darstellerin erreichen, berühren, zum Lachen bringen möchte. Wenn dann die Resonanz so positiv ist, freue ich mich sehr.

Ein Preis ist da natürlich nicht notwendig, die Gespräche an der Stagedoor sind genauso wertvoll, aber trotzdem ist es eine Ehre ausgezeichnet zu werden. 

Wo spielst du lieber, im Theater oder auf Freilichtbühnen? Was macht für dich den Reiz an Open Air aus? 

Beides hat seinen Reiz.

Auf einer Freilichtbühne gibt es Gegebenheiten wie Wind, Sonne, Regen, die man ansonsten so nicht auf einer Bühne erzeugen kann. Manchmal singt ein Vögelchen. Die Natur so direkt zu spüren ist was Tolles. Dadurch ist auch keine einzige Show gleich. 

Andererseits mag ich die technischen Möglichkeiten von einem Theater und das es von Anfang an dunkel ist und das Licht direkt greift.

Du spielst die Rolle der Laura Castelli in Don Camillo und Peppone. Was ist das Besondere an dem Musical und welche Botschaft hat deine Rolle? 

Das Besondere an dem Stück ist, dass ich die Rolle neu entwickeln durfte. Wir konnten ganz nah mit dem Kreativteam zusammenarbeiten.

Die Filme sind sehr bekannt und es war eine Herausforderung, den Filmen und dem Buch gerecht zu werden und außerdem frei genug zu sein, um ein neues Musical zu gestalten.

„Laura“ ist relativ neu in dem Dorf, sie ist die Lehrerin. Sie ist gebildet und eine selbstständige Frau. Etwas ungewöhnliches in der Zeit. Sie steht für Feminismus. Die Männer in Boscaccio beäugen das auch etwas skeptisch. Sie wurde, vermutlich aus Milan, nach Boscaccio entsendet um da die Kommunisten ein wenig zu steuern und „Peppone“ in seiner neuen Aufgabe zu unterstützen.

Sie ist nicht unbedingt freiwillig dahin versetzt worden und erst nach der Begegnung mit „Nonno“ taut sie ein wenig auf und sie zeigt ihre etwas weiblichere, weichere Seite.

Wo siehst du Gemeinsamkeiten zwischen Laura und Femke? 

„Laura“ und Femke sind sich schon ähnlich. Alleine schon dadurch dass sehr viel von mir in (der Entwicklung) der Rolle steckt.

Ansonsten greifen wir beide gerne durch und regeln viel, sind beide auch manchmal ein bisschen ein Klugscheißer, aber anderen Menschen gegenüber offen und positiv.

Beide haben einen anspruchsvollen Job mit viel Struktur, im Privatleben sind sie dann aber etwas weniger regelkonform.

Die Aktion „Don Camillo & Peppone – Wasser für alle“ wird sehr aktiv von euch unterstützt. Was macht diese Aktion so besonders und wie seid ihr auf die Aktion an sich aufmerksam geworden? 

Wir haben nach einem guten Zweck gesucht um ihn zu unterstützen.

Und da in unserem Stück der neue Brunnenbau doch eine erhebliche Rolle spielt, schien ein Brunnenbauprojekt/Wasserprojekt naheliegend.

Du hast Doktor Schiwago im letzten Jahr in Pforzheim gespielt. Wie kommt es, dass du in Tecklenburg nicht dabei bist?

Das liegt nicht immer in meiner Hand.

Dr Schiwago komt übrigens auch nach dem Sommer wieder nach Pforzheim!

Liegen Dir „schwere“ Rollen wie die der „Mrs. Danvers“ oder „Lara“ mehr als die „humorvollen“? Oder spielst du alles gerne? 

Ich spiele alles gerne und versuche mich nicht in eine Schublade stecken zu lassen. Das macht für mich den Job aufregend und abwechslungsreich.

Grundsätzlich ist es mir sehr viel Wert, wenn eine Rolle eine gute Entwicklung durchmacht. Und das ist öfter in dramatischeren Stücken der Fall. 

Wie bereitest du dich auf deine Rollen vor? Wie lernst du immer wieder so umfangreiche Texte? 

Lernen! Vorzugsweise beim Joggen. 

Wenn es Background Informationen/Bücher gibt, lese ich alles was man zu dem Stück finden kann. 

Was machst du gerne in deiner Freizeit um einen Ausgleich zum Beruf zu finden?

Zeit mit geliebten Menschen verbringen. Gute Gespräche führen. Mit meinem Bulli rausfahren und irgendwo, wo es schön ist, parken, einen Tee machen und lesen.

Wie gelingt dir der Spagat zwischen Familie und Freunden und deinem Job, in dem du sehr viel reisen musst und zu Zeiten arbeitest, an denen andere frei haben? 

Es gelingt mir nur, weil alle dafür Verständnis haben und mitziehen. Ansonsten wäre es nicht möglich.

Manchmal kostet der Job viel Energie, viel Zeit, aber man muss bereit sein solche Opfer zu bringen, wenn man wirklich weiterkommen möchte und ich finde: es lohnt sich.

Schnellfragerunde:
• High Heels oder Sneakers?
Je nach Anlass, aber eher Sneakers
• Serie oder Film?
Serie
• Schokolade oder Chips?
Wieso oder?
• Berge oder Strand?
Berge
• Kaffee oder Tee?
Tee

Welche Frage würdest du dir selber stellen, wärest du an unserer Stelle und was wäre die Antwort?

Sich selber Fragen zu stellen ist notwendig um sich ständig weiter zu entwickeln. Kritisch zu sein. Die Antworten darauf sind auch nicht in Stein gemeißelt und ändern sich sogar regelmäßig. A never-ending story.

Welche Frage(n) würdest du uns stellen, wärest du der Interviewer?

Warum Musical? Was macht ein gutes Stück für euch aus?  

Judy: Für mich braucht es nicht viel um mich in eine Show zu locken. Mittlerweile reicht es mir, wenn es in einem Theater oder auf einer Freilichtbühne stattfindet und Musical heißt. Ich habe, besonders durch unsere Challenge, gelernt, dass man einfach allem eine Chance geben muss. Es gab Stücke wie Doktor Schiwago oder Hedwig and the angryInch von denen ich aus Unwissenheit nichts besonderes erwartet habe und die mich dann maximal berührt und überrascht haben. Ich liebe die Welt der Musicals schon seit ich ein Kind war und freue mich jedes Mal wenn ich für diese Zeit in eine komplett andere Welt eintauchen kann. Aktuell darf ich das so oft und dann sind es auch noch immer völlig andere Welten. Jedesmal geht man mit einem anderen Gefühl nach Hause und ist um eine Erfahrung reicher. Mal bleibt sie lange lebendig und beeindruckt mich sehr nachhaltig und manchmal war es einfach ein netter Abend. Aber jeder davon ist für mich Gold wert und es wert gesehen zu werden!

Ena: Ja, warum eigentlich Musical? Ich liebe Musik und würde mich da auch nicht auf eine bestimmte Richtung oder bestimmte Künstler/ Bands festlegen. Auch gute Shows oder Filme sehe ich gerne. Das Genre Musical vereint einfach Musik, Schauspiel und Tanz, so kann ich alles was ich gerne mag auf einmal auf der Bühne erleben. Man taucht immer in verschiedene Welten ein und der Alltagsstress rückt für ein paar Stündchen in den Hintergrund.

Ein gutes Musical ist für mich eins, was mich abholt und berührt. Sei es Les Miserablesoder Miss Saigon auf der emotionalen Ebene oder letztens Carrie, welches ich tief betroffen und sprachlos verlassen habe. Oder auch Don Camillo und Peppone, bei dem ich Tränen gelacht habe. Das liegt zum einen natürlich an der Story, zum anderen auch, oder sogar hauptsächlich an den Darstellern auf der Bühne. Selbst eine flache Story wie z.B. bei Bat out of Hell kann seine Zuschauer abholen weil die Darsteller unglaublich gut sind. Wir haben mittlerweile so viele Musicals gesehen und jedes war auf seine ganz eigene Art unterhaltsam und gut, dabei muss es nicht immer Mainstream sein. So wie Judy schon geschrieben hat war Hedwig and the angry inch absolut überraschend richtig richtig gut, weil es auf eine gewisse Weise schockiert, aber auch emotional berührt hat.


Besucht Femke im Netz:
Facebook: Femke Soetenga Fanpage
Instagram: femkesoetenga
Web: www.femkesoetenga.com


Vielen Dank liebe Femke für deine Antworten auf unsere Fragen! Wir mussten schmunzeln und wissen auch nicht warum man sich zwischen Schokolade und Chips entscheiden sollte.

Wir freuen uns, dass Doktor Schiwago im nächsten Jahr wieder in Pforzheim spielt und vielleicht bist du ja auch wieder dabei. Wir wünschen dir auf jeden Fall noch viele weitere Traumrollen und einen tollen Freilichtsommer in Tecklenburg!

Viele Grüße

Eure Judy und eure Ena

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