Musicalchallenge meets… Andreas Luketa

Heute schauen wir mal von der anderen Seite auf die Branche, die wir alle so lieben.

Andreas Luketa wird den allermeisten ein Begriff sein. Kaum einer versteht es so wie er, die Zuschauer zu begeistern und die besten Talente auf einer Bühne zu versammeln.

Was er alleine mit dem Mitternachtsball und When Musical meets History ins Leben gerufen hat, ist mehr als großes Kino!

Andreas ist aber nicht „nur“ Konzertveranstalter, er ist ebenso Manager von tollen Musicaldarstellerinnen und Darstellern, Autor von Musical-Jahrbüchern und unterhält einen großartigen Shop, in dem man alles findet was das Musicalherz begehrt.

Heute dürfen wir euch unser Interview mit dem Gründer und Geschäftsführer der Sound of Music GmbH (SoM), Inhaber von Andreas Luketa Productions und Art and Soul Management präsentieren und freuen uns unglaublich über seine ausführlichen und offenen Antworten.

Er erzählt uns wie er Jan Ammannkennengelernt hat, was ihn dazu bewegt hat den Firmensitz aufs Land zu verlegen und wie ein Musical über das Leben von Andreas Luketa heißen würde.

Außerdem hat er uns verraten, ob wir uns in Zukunft auch auf weitere neue Projekte freuen dürfen.


Du bist mittlerweile über 30 Jahre im Geschäft als Geschäftsführer von Sound of Music, Veranstalter, Künstlermanager, Journalist und Buchautor. Wie bist du dazu gekommen?

Nach meiner Ausbildung als Industriekaufmann habe ich relativ rasch bemerkt, dass dieser Schreibtisch-Job nicht das Richtige für mich ist. Meine Welt war solange ich denken kann immer die Musik, also habe ich nach meiner Lehre die Vernunft an den Nagel gehängt und in einem Schallplatten-Laden und einer Videothek gejobbt. Parallel dazu habe ich einen Musical-Club für Musicalinteressierte gegründet. Damals war in Deutschland so eine Art Musical-Diaspora, wenn man überhaupt von neuen Musicals über irgendwelche Kanäle erfahren hat, kam man nur sehr schwierig an weitere Informationen oder gar Aufnahmen. Internet, Amazon – das gab es damals alles nicht. Und von daher haben wir diesen Club gehabt, uns immer ausgetauscht und da ist dann gemeinsam mit Markus Tüpker, der in diesem Club war, die Idee entstanden, einen Musical-Versand zu gründen. Neben dem Versand haben wir in den ersten, schweren Jahren unsere „normalen“ Jobs weitergeführt, Markus Tüpker war Radiomoderator und arbeitete als Banker, ich war mittlerweile als Abteilungsleiter im Plattenladen tätig, habe mich für die Zeitung „Musicals“ journalistisch betätigt und habe vier Bücher zum Thema Musical geschrieben. Nach sieben/acht Jahren „Paralleluniversen“ konnte zunächst ich tatsächlich davon leben, damals haben wir den ersten kleinen Musical-Shop in Essen eröffnet und dann bald den zweiten größeren, den wir immer noch haben und dann standen wir plötzlich auf stabilen Beinen – und hatten nur noch den einen Job.

Dass ich noch eine zweite Firma – die Andreas Luketa Productions – gründete, entstand dadurch, dass ich manche Ideen für Projekte hatte, die etwas abwegiger erschienen und wir natürlich damit kein Risiko für unsere GmbH eingehen wollten. Deshalb habe ich diese Projekte alleine verfolgt, unter anderem auch mein Management, was ich 2009 gegründet habe. Das sind die Wege, die dazu geführt haben, dass ich jetzt da stehe, wo ich bin. Dinge haben sich auch abgewechselt: Als ich beispielsweise aufgehört habe als Journalist und Autor zu arbeiten, hatte ich freie Ressourcen und konnte mich dem Konzert-Business widmen. Das ist mittlerweile ein sehr wichtiger Teil unseres Unternehmens geworden.

Wieso hast du deinen Firmensitz aus der Großstadt nach Wachtendonk ins ländliche verlegt? Gab es ein Ereignis was dich dazu bewegt hat?

Wenn man wie ich beruflich sehr viel unterwegs ist und in vielen Städten und noch mehr Hotelzimmern übernachtet hat, hat man irgendwann so eine Sehnsucht nach Heimat in sich. Ich habe in meinem Leben Heimat immer erleben können, bin viel herumgekommen, habe in vielen verschiedenen Städten gelebt, bis 2013 mit großer Freude in Duisburg, an dieser wunderbar verrückten Stadt, die einen viel zu schlechten Ruf hat, hängt immer noch mein ganzes Herz. Doch es sind dann private Dinge geschehen, die mich dazu verleitet haben, einen Cut zu machen und nochmal neu anzufangen. Einfach nochmal einen neuen Blick auf alles bekommen. Deshalb habe ich mich entschieden, aufs Land zu ziehen und lebe jetzt seit einem Jahr mit großem Glück hier. Ich liebe es: Allein der Weg zur Arbeit jeden Morgen durch all‘ das Grün und die Menschen  sind sehr entschleunigt, viel entspannter als in der Stadt, es gibt ein viel größeres Miteinander. Ich liebe es, von dieser Harmonie umgeben zu sein. Inzwischen haben wir auch das Sound of Music-Concerts-Büro hierhin verlegt, worüber meine Mitarbeiter auch sehr happy sind. Wir sitzen mitten im Grünen und wissen die Natur als ein besonders schönes Geschenk unseres Planeten zu schätzen.

Mit dem Mitternachtsball und When Musical meets History füllst du das Colosseum in Essen, deine Veranstaltungen sind in Minuten ausverkauft. Wie kommst du auf die Ideen solcher Veranstaltungen und hast du mit dem riesen Erfolg gerechnet?

Wir haben beim MITTERNACHTSBALL und bei WHEN MUSICAL MEETS HISTORY schon mit dem Erfolg gerechnet. Trotzdem waren diese Veranstaltungen für uns ein großes Risiko. Zum einen aufgrund der finanziellen Investitionen. Diese Abende sind wegen der Star-Besetzung und all‘ der Gewerke, die man organisieren muss, sehr sehr kostspielig und deshalb hat man, wenn die Auslastung nicht stimmt, ein Problem. Man braucht viele Zuschauer, um die Kosten reinzubekommen. Das ist immer eine heikle Geschichte, wenn man zwar eine tolle Idee hat, aber zunächst absolut ins Risiko gehen muss. Wir hoffen dann natürlich, dass die Idee, die wir hatten,  auch beim Publikum ankommt. Ich bin froh, dass nach dem ersten MITTERNACHTSBALL, bei dem in puncto Technik im vierten Akt noch einiges schief lief, so viele unserer Besucher uns das nachgesehen haben. Beim zweiten MITTERNACHTSBALL war dann alles tippi-toppi und bei  WHEN MUSICAL MEETS HISTORY ebenfalls. Für uns sind diese Großveranstaltungen mit ganz vielen Menschen auf der Bühne ja auch neu gewesen, da mussten wir uns ein bisschen rantasten, aber wir haben das ganz schnell hinbekommen. Da war ich ganz stolz auf unsere Fans und Kunden, die alle gesagt haben, dass es ein so schöner Abend war – trotz der Probleme – und dankbar für dieses Publikum, das im nächsten Jahr ja auch wiedergekommen ist. Gerade diese hohen Ansprüche an Licht und Ton und Kunst und Authentizität und Wahrhaftigkeit auf der Bühne, die wir selber haben, wollen wir auch in Zukunft unterstreichen. Ich freue mich tatsächlich selbst, dass ich immer auf solche Ideen komme, ich halte immer die Augen auf, schaue sehr viel, was es gibt. Das ist ganz wichtig für die Inspiration, so habe ich immer einige Ideen im Kopf (und in einem Körbchen auf dem Büro-Schreibtisch) und wenn ein bisschen Zeit ist, stöbere ich darin herum – und bin dankbar, dass mir immer noch neue Ideen einfallen.

Dürfen wir uns zukünftig auf noch andere (neue) Formate freuen?

Ja, wir arbeiten tatsächlich gerade an einem neuen Format, das wir auch in größerem Rahmen präsentieren wollen. Wir haben da schon mit vielen Künstlern drüber gesprochen, die alle total begeistert sind. Ich denke, dass wir das bald – vielleicht nach den Sommerferien – vorstellen werden. Mal sehen, was die Fans dazu sagen…

Du hast in deiner Kartei als Künstlermanager große Namen wie z.B Jan Ammann, wie habt ihr euch kennengelernt und wie bist du zu seinem Manager geworden?

Ich habe Jan kennengelernt, als er TANZ DER VAMPIRE in Oberhausen gespielt hat. Er war einer der vielen Künstler, die mich gefragt haben, ob ich sie manage. Aber er war in der Tat der erste, bei dem ich mich dann dafür entschieden habe, das zu tun. Das lag vor allem an seiner  Situation damals, er war quasi über Nacht durch den „Krolock“ zum Musical-Star geworden, wurde Vater und das war alles etwas viel auf einmal, wodurch er auch die Kommunikation mit Theatern, Produzenten oder Regisseuren einfach nicht mehr geschafft hat. Damals sagte er: „Hilf mir, ich vertraue Dir!“ Und es war für mich natürlich sehr schön, dass ich gemeinsam mit ihm seine weitere Karriere gestalten durfte und dass Jan offen war für meine Ideen und wir gemeinsam eine große Fan-Base aufgebaut haben. Ich habe meine Entscheidung nie bereut.

Deine Devise ist „Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen, dann kommt erst der Künstler!“, was verstehst du genau darunter?

Um im Beruf zu funktionieren und ganz speziell im Beruf des Musicaldarstellers, müssen einige Punkte zusammenkommen. Es ist  nicht nur so, dass man gesanglich fit sein muss, dass man körperlich fit sein muss, sondern man muss auch mental und psychisch fit sein. Man kann natürlich nur dann fit sein und in solchen Mechanismen wie einem Theaterbetrieb funktionieren, wenn es einem gut geht, wenn die Seele in Balance ist. Deshalb ist es mir ganz, ganz wichtig, dass ich weiß, was im Leben meiner Künstler passiert, dass ich ihre Sorgen und Nöte kenne. Weil man nur dann entscheiden kann, ob man sich für oder gegen einen Job entscheidet. Es ist generell für jeden Künstler eine Wertschätzung, wenn er attraktive Rollenangebote bekommt, wenn er von denselben Regisseuren immer wieder angefragt wird. Manchmal ist die Freude darüber so groß, dass die Frage, ob man es überhaupt schafft – schon zeitlich – die Rolle zu übernehmen, auf der Strecke bleibt. Da bin ich dann immer der Mahner, der sagt, lass‘ uns zuerst überlegen, ob es nicht zuviel ist. Hast Du noch genug Zeit für Deine Lieben? Passt es wirklich in den Zeitplan? Deshalb bin ich manchmal auch der Bremser, der immer darauf achtet, dass die Künstler nicht nur noch arbeiten. Denn ohne ein Leben und Zeit für sich zu haben, kann man nicht nur diesen Job nicht machen, sondern findet auch irgendwann seinen Platz im Leben nicht mehr. Vor lauter Rollen muss man ja auch noch die Rolle des eigenen Lebens finden und spielen und gestalten können. Dafür braucht ein jeder Mensch seinen Freiraum und den versuche ich meinen Künstlern zu vermitteln. Manchmal liest man auf den Facebookseiten: „Mein Gott machst Du viel!“ Und „Denk‘ an Dich oder Pass‘ auf Dich auf!“ Und ich passe halt tatsächlich darauf auf, dass genügend Zeit zwischen den einzelnen Engagements besteht, um zur Ruhe zu kommen. Es ist bei allen meinen Künstlern so, dass sie vornehmlich im Stadttheater-Bereich, bei Freilichtspielen oder im mittelständischen Privattheater-Bereich arbeiten, weil man einfach mehr Luft  und mehr Zeit zum Leben hat und das ist das Wichtigste.

Was macht es mit Dir, wenn du Managementanfragen ablehnen musst?

Um ein Management anbieten zu können, bei dem man seine Künstler immer im Auge hat, bei dem man sich um alle wirklich immer kümmern kann, auch – und vor allem auch – um private Belange, muss man sich von vornherein begrenzen. Ich habe diese Begrenzung in den letzten Jahren schon nach oben geschraubt, habe aktuell neun Künstler und das ist genau der Punkt, an dem ich die Pausetaste gedrückt habe und sage, diesen neun Künstlern kann ich gerecht werden, aber weiteren Künstlern gerade leider nicht. Von daher habe ich immer ein gutes Argument dafür, Managementanfragen abzulehnen und bin bisher immer auf Verständnis gestoßen. Es gibt immer einen Wechsel im Managementbereich, auch weil sich Künstler plötzlich für andere Belange interessieren oder nicht mehr im Theaterbereich tätig sein möchten, so dass sich eine Anfrage sicher immer lohnt, weil sich gerade etwas geändert haben könnte. Aber ich bin tatsächlich nicht dauernd auf der Suche nach neuen Künstlern, weil ich sonst schnell meinem eigenen Anspruch nicht mehr gerecht werden könnte.

Deine Aufgaben klingen nach einem 24 Stunden Job an 7 Tagen in der Woche! Wie kriegst du Privat- und Berufsleben unter einen Hut und was machst du als Ausgleich?

Ich habe in den letzten Jahren gelernt, zu delegieren und Dinge abzugeben, auch mal Nein zu sagen und nicht jedes Projekt, das mir angeboten wird, zu verfolgen. Deshalb bin ich in der glücklichen Situation, dass ich tatsächlich – trotz der vielen Arbeit – Zeit genug für mich und mein Privatleben habe. Was ich auch wichtig finde. Nur für die Arbeit zu leben, habe ich viele Jahre lang gemacht, aber ich habe daraus gelernt, dass das der völlig falsche Weg ist.

Du arbeitest dann, wenn andere feiern/ genießen! Ist das nicht auch manchmal zermürbend?

Ich finde immer wieder Möglichkeiten zu feiern und zu genießen, wenn ich denn mal nicht arbeite. Wir haben ja nicht jedes Wochenende Konzerte, sondern zwischendurch auch immer wieder Zeiten ohne Veranstaltungen. Wichtig ist, dass man in der Zeit, die man hat, dann auch wirklich feiert und genießt. Ich gehe nach wie vor sehr gern tanzen,  fahre gern in Urlaub, mache gern Städtetrips, bin viel unterwegs im Privaten. Man darf nicht sagen: „Oh, ich bin kaputt!“ Das ist der völlig falsche Weg, wenn man arbeitet, kaputt ist und dann am Wochenende nur zuhause sitzt und von morgens bis abends Netflix guckt. Das stelle ich mir unter Feiern und Genießen nicht vor.

Wenn du heute gründen müsstest, was würdest du tun? Würdest du denselben Weg gehen, den du gegangen bist, oder würdest du manche (oder auch viele) Dinge heute anders machen?

Ich würde exakt den selben Weg gehen.

Was würdest du Gründern raten, die in diesem Business Fuß fassen wollen?

Bescheidenheit. Viele wollen von Anfang an alles und greifen nach den Sternen, nehmen sich hohe Kredite und setzen sich so unter Druck und denken nicht daran, dass man in den Anfangsjahren Dinge lernen muss, dass es Rückschläge gibt. Deshalb bin ich der Meinung, es ist immer gut, einen soliden Job zu haben und sich eine selbstständige Karriere parallel aufzubauen. Step by Step. Auch wenn es wie bei mir viele Jahre der Doppelbelastung gibt: Je länger man sich Zeit lässt, sein kleines, selbstständiges Reich aufzubauen, desto stabiler sind die Füße, auf denen es später steht.

Wie denkst du über große Produktionen? Können „die kleineren“ auf Dauer gegen sie gewinnen?

Es gibt immer wieder große Produktionen, die ich mir ansehe und mit denen ich einen schönen Theaterabend erlebe. Genauso gibt es welche, bei denen ich entsetzt bin. Bei den kleineren ist es genau das gleiche: Es gibt ganz wunderbare und welche, die indiskutabel sind. Ob es nun am Egotrip des Regisseurs liegt oder am Wahnsinn des Ausstatters – aber meistens liegt es an ersterem. Ich mag es nicht, wenn man Regisseure im Theaterbereich beobachtet, die unbedingt alles anders machen müssen – am besten komplett in gegensätzlicher Richtung – und für mich dabei den Respekt für das Stück vermissen lassen. Ich finde, dass die Komponisten und Texter von Musicals sich durchaus Gedanken gemacht haben über das, was sie da auf die Bühne bringen wollen, welche Geschichte sie erzählen wollen und auch über die Charaktere. Manchmal erscheint es mir doch zu gezwungen, dass man das Rad irgendwie neu erfinden muss. Das ist der große Vorteil der Großproduktionen, das ist wie bei McDonalds, wenn du da einen Hamburger kaufst, weißt du genau, was du bekommst. Während du in den kleinen Theatern nicht genau weißt, was auf dich zukommt. Ich finde die Mischung sehr spannend, ohne die großen Produktionen, ohne Stella und Stage Entertainment hätten wir niemals die Musicallandschaft, wie wir sie heute in Deutschland haben. Wir können sehr dankbar sein, dass die das Interesse an Musical so gepusht und ein Bewusstsein beim deutschen Publikum geschaffen haben. Glücklicherweise kann man sich inzwischen im Internet so ausführlich über Musicalproduktionen im Vorfeld informieren, dass man relativ gut abschätzen kann: Ist es was für mich oder nicht? Der Mix macht es aus und wer sich dann auch noch Tickets für eine große Produktion leisten kann, ist glücklich aufgestellt. Die Preispolitik wird – auch bei den Fans – viel diskutiert. Die nicht vom Staat subventionierten Privattheater müssen natürlich höhere Preise nehmen, es ist nur ein bisschen tragisch, wenn man sieht, wie mehr und mehr Sparproduktionen auf die Bühne kommen, bei denen die Preise dennoch tapfer erhöht werden. Ich glaube, dass sich das beim Publikum irgendwann rächen wird.

Was glaubst du? Warum erfährt das Thema Musical derzeit einen so großen Hype? Oder war es eigentlich schon immer so, man hat es nur nicht so mitbekommen?

Ich würde nicht sagen, dass das Thema Musical einen großen Hype erlebt. Musical ist in den letzten Jahrzehnten zu einem festen Bestandteil der Freizeitgestaltung der Deutschen geworden, es ist auch schön so. Musical ist ein sehr junges Thema, junge Menschen interessieren sich für Musicals, viele interessieren sich aber auch nur für die Musical-Stars. Die schauen dann leider nur die Produktionen mit „ihren“ Künstlern, egal was sie spielen, das ist schade, weil das Genre so viel mehr zu bieten hat mit vielen unterschiedlichen Künstlern. Ich denke, dass das Thema Musical auch in den nächsten Jahren spannend bleibt. Mittlerweile ist es so, dass der Mut da ist, Musicals mit etwas unbequemeren oder außergewöhnlicheren Themen auf die Bühne zu bringen wie beispielsweise Next to Normal. Musical zeigt dadurch auch wie facettenreich es ist, das hat es in den letzten Jahren in Deutschland nicht immer so getan vor allem in den Anfangsjahren nicht. Da wurden immer die großen Hits, die sicheren Nummern gespielt. Aber mittlerweile ist Musical auch Abenteuer, ein Anreiz, über gewisse Dinge nachzudenken. Das macht mich sehr froh, dass dieser Mut, dieses Bewusstsein da ist, Dinge auszuprobieren und auch das Publikum zu konfrontieren. Ein Beispiel dafür ist Dr. Schiwago in Tecklenburg, ein wirklich sehr sehr ernstes Stück, die Story ist ganz starker Tobak und auch die Musik ist einfordernd. Ich finde es super, dass die Freilichtbühne Tecklenburg dieses anspruchsvolle Stück auf die Bühne bringt. Das sind Sachen, die vor Jahren vielleicht noch gar nicht möglich gewesen wären. Es kommt immer mehr Mut auf bei den Theatern, dadurch wird die Liebe zu den Musicals, weil ja auch die Fans daran wachsen, wahrscheinlich noch lange anhalten.

Internet und Social Media: Fluch oder Segen?

Definitiv Fluch und Segen!!!

Thema Nachwuchsförderung: Findest du, dass der Musicalnachwuchs in Deutschland genügend gefördert wird, was könnte man verbessern?

Ich denke, es ist alles im grünen Bereich. Es gibt sehr viele gute Schulen, jeder der sich für Musical interessiert, findet einen Weg, sich gut ausbilden zu lassen. Auch die privaten Schulen haben tüchtig zugelegt und arbeiten mit guten Dozenten. Wenn man den Wunsch hat, Musicaldarsteller zu werden, gibt es hier in Deutschland die besten Voraussetzungen.

Du engagierst dich ehrenamtlich für Kinder, die in einer Kinder- und Jugendeinrichtung in Wachtendonk leben. Wie bist du dazu gekommen und in welcher Form engagierst du dich dort?

Ich habe über ein Jahr lang eine Jugendgruppe mit Kindern aus einem Heim hier geleitet, mit denen ich kulturelle und soziale Abenteuer erlebt habe. Wir haben Theater besucht, wir haben Gäste eingeladen vom Bundestagsabgeordneten bis zum Influencer, haben in die Welt geguckt und uns mit Themen auseinandergesetzt. Das war eine sehr spannende Zeit. Zwei der Jugendlichen haben privat weiter den Kontakt zu mir gesucht, daraus ist die Idee entstanden, dass ich die Jugendlichen als Pflegekinder aufnehme. Ich bin zertifizierter Pflegevater und darf Kinder aufnehmen, leider kämpfen wir noch mit den Behörden, damit die beiden bei mir leben dürfen. Wir verbringen fast jeden Tag Zeit zusammen, nach der Schule sitzen wir zusammen, essen gemeinsam, sprechen über den Tag und so manche Sorgen und Probleme. Jedes zweite Wochenende dürfen sie bei mir verbringen. Meine Maxime ist immer: Schaut auf das, was wir haben, nicht auf das, was wir (noch) nicht haben. So sind wir in unseren Augen längst eine kleine glückliche Familie. Es macht einen riesen Spaß, Papa sein zu dürfen. Was uns auch verbindet, ist eine große Leidenschaft zur Musik, die beiden singen „Rent“, „Dear Evan Hansen“ oder „Greatest Showman“ von A bis Z mit und es ist wunderbar, dass wir das zusammen genießen können.

Wenn du selber auf der Bühne stehen würdest, in welcher Rolle und warum gerade diese?

Ich würde nicht selber auf der Bühne stehen wollen, mir ist das eher unangenehm. Wenn ich mal auf die Bühne muss, weil einer unserer Künstler vielleicht krank ist oder es gibt eine andere Durchsage kurz vor dem Programm, dann mache ich das gern. Wenn ich beim Fan-Community-Treffen mal in den Vordergrund trete und ein paar Sätze sage, ist auch das kein Problem für mich, aber auf der Bühne zu stehen und von anderen Applaus zu bekommen, wäre mir eher unangenehm. Das überlasse ich lieber denen, die da Abend für Abend für uns singen und schließe mich gern dem Applaus vom Saal aus an.

Stell dir vor dein Leben wäre ein Musical, welchen Titel hätte es?

„I did it my way“.

Du hast beruflich schon so viel erreicht, gibt es noch unerfüllte Träume?

Nein, es gibt tatsächlich keinen mehr. Mir wurden so viele Träume erfüllt, mein Beruf hat mir das ermöglicht und auch die Leidenschaft all unserer Besucher und unserer Fans und unserer wunderbaren Kunden von Sound of Music. Im Moment gibt es keinen unerfüllten Traum, aber sollte mal wieder einer auftauchen, dann werde ich auf jeden Fall alles tun, um ihn erfüllen und mit Leben füllen zu können.

Welche Frage(n) würdest du uns stellen, wärest du der Interviewer?

Meine Frage an Euch: Wie ist denn Eure Leidenschaft fürs Musical entstanden? Was war denn der Schlüsselmoment für Euren Wunsch in die Musicalwelt eintauchen und über sie berichten zu wollen?

Ena: An meiner Leidenschaft für Musicals sind Starlight Express und Les Miserables„schuld“. Als Kind habe ich Karten für Starlight Express bekommen. Die komplette Atmosphäre, die Musik und Action auf der Bühne haben mich total fasziniert, sodass ich mir zu jeder Geschenke-Gelegenheit immer und immer wieder Karten gewünscht habe. Mit 17 „musste“ ich dann von der Schule aus Les Miserables in Duisburg besuchen und die Inszenierung hat mich so gepackt, dass ich vor der gesamten Klasse geheult habe wie ein Schlosshund (und das mit „coolen“ 17 Jahren). Zwischenzeitlich hatte ich dann durch Ausbildung, Familienplanung etc. eine kleine Musicalpause bis dann tatsächlich eine deiner Veranstaltungen, der Mitternachtsball 2017, Judy und mich auf die verrückte Idee der Challenge „Jeden Monat ein Musical“ brachte. Und die erste Station unserer Challenge war Doktor Schiwago mit Jan Ammann in Leipzig. Also bist du irgendwie auch ein bisschen beteiligt.

Irgendwann haben wir dann einfach aus einer Laune heraus gesagt „Lass uns doch mal schreiben was wir so erleben, mal sehen ob es jemanden interessiert“ und daraus ist unser Blog entstanden. Genau so haben wir auch die Interviews ins Leben gerufen. Mit „5 Fragen an…“ und der Idee „Komm, wir schreiben einfach mal ein paar Leute an“ angefangen, sind wir nun bei individuellen Interviews und haben noch ganz viele weitere Ideen.

Wir hätten nie gedacht, dass wir nach so kurzer Zeit so viele tolle Musicals, von Großproduktionen bis hin zu kleinen Musicalvereinen (die übrigens nicht minder interessant und großartig sind wie die Großproduktionen) sehen und tolle Begegnungen mit Künstlern und Abonnenten haben werden. Wir sind absolut stolz auf unsere bisherige Reise in die Musicalwelt.

Judy: Mein Wunsch mal hinter die Kulissen von Musicals zu schauen, entstand bei mir schon als Kind. Tatsächlich war der Schlüsselmoment bei der Dernière von Joseph in Essen. Ich durfte, dank meiner Mutter, schon sehr früh viele unterschiedliche Shows sehen. Joseph war in der Zeit aber mein absolutes Lieblingsstück. Bei der letzten Vorstellung wurden sehr viele Späße gemacht und teilweise Kulissen offen gelassen, so dass ich zum ersten Mal einen kleinen Blick hinter die Bühne werfen konnte. Durch alles was in dieser Vorstellung „so anders“ war, wurde dem naiven Kind in mir klar, wie viel Arbeit das eigentlich alles bedeutet. Natürlich musste mein Interesse, mehr zu erfahren, noch lange warten, aber ich habe jede Show mitgenommen die ich nur irgendwie sehen konnte.

Es kam dann, wie Ena schon schreibt, total gelegen, einfach mal „zu machen“ und zu schauen was daraus wird. Und ich kann sagen, es macht einfach nur Spaß! Sowohl jede einzelne Show, als auch jeder noch so kleine, aber realistische Einblick in diese strahlende Welt sehen und erleben zu dürfen.


Wenn ihr noch mehr über Sound of Music Concerts oder Art and Soul Management erfahren möchtet, schaut mal rein:

www.soundofmusic-concerts.de

www.artandsoul.eu


Vielen Dank, lieber Andreas, für deine Offenheit! Wir sind absolut beeindruckt von dem, was du alles bisher auf die Beine gestellt hast und sind davon überzeugt, dass deine weiteren Ideen und Pläne auch wieder große Erfolge werden.

Wir sind immer sehr gerne Gäste deiner Veranstaltungen! Zum Einen, weil die verschiedenen Konzepte großartig und perfekt durchdacht sind und zum Anderen, weil du immer sehr sympathische und tolle Künstler für deine Projekte gewinnen kannst.

Wir sind schon sehr gespannt auf alles was noch kommt!

Viele Grüße!

Eure Judy und eure Ena

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