Bettina Mönch absolvierte mit Auszeichnung ihre Ausbildung am Konservatorium in Wien.
Sie spielte bereits während ihrer Ausbildung an der Wiener Kammeroper und es folgten unzählige große Rollen wie z.B. in Aida, The Producers, Evita und Shrek.
Zuletzt verkörperte Bettina die Prostituierte „Lucy“ in Jekyll & Hyde an der Oper Dortmund und steht noch bis Mai 2020 als „Miss Adelaide“ in Guys and Dolls an der Oper Graz auf der Bühne.
In unserem Interview verrät sie uns wie sie mit der Rolle der „Lucy Harris“ umgeht, für welche Dinge sie in ihrem Leben besonders dankbar ist und was sie ihrem jüngeren Ich raten würde.
Wie bist du dazu gekommen dein berufliches Leben auf der Bühne zu verbringen?
Mit elf Jahren habe ich eine Schulaufführung von Jesus Christ Superstar gesehen. Seitdem wollte ich Musicaldarstellerin werden und habe alle Möglichkeiten genutzt, die meine Heimatstadt Landsberg am Lech zu bieten hatte: Musikschulchor, Jazztanz, Ballett, Steppen und eine Alternative-Rockband. Als ich dann nach dem Abi die Aufnahmeprüfung am Konservatorium Wien bestanden hatte war klar, dass mein Berufswunsch nicht nur ein Mädchentraum war.
Was wolltest du als Kind werden? Gab es je einen Plan B zur Musik?
Als Kind wollte ich Modedesignerin werden. Ich habe erst kürzlich in meinem alten Kinderzimmer meine damaligen Entwürfe wiederentdeckt, die ich feinsäuberlich in Mappen angelegt habe. Für Mode interessiere ich mich ja immer noch sehr.
Plan B wäre dennoch vermutlich ein Werdegang als Psychotherapeutin gewesen.
Was macht dir an deinem Job am meisten Spaß?
Das Aufgehen in einer Rolle und im Hier und Jetzt der Bühne.
Wo siehst du auch Schattenseiten des Berufes und wie gehst du damit um?
Das viele Reisen, das Unstete, die Unsicherheit. Wie gehe ich damit um… es gibt Phasen, in denen ich die Abwechslung durchaus zu schätzen weiß. Alltagstrott und Routine können schließlich auch schnell langweilig werden. Trotzdem sehne ich mich oft nach mehr Ruhe und Beständigkeit. Mein Mann gibt mir großen Halt, weil er meine Leidenschaft für den Beruf teilt. Im Großen und Ganzen empfinde ich es als großes Privileg, diesen Beruf auf diesem Niveau ausüben zu können. Und Schattenseiten hat mit Sicherheit jeder Beruf.
Du hast bereits in unzähligen großen Produktionen gespielt. In Aida, Kiss Me Kate, A Chorous Line, Jekyll & Hyde, Evita und Shrek, um nur einige zu nennen, hast du ganz unterschiedliche Charaktere verkörpert. Bei welcher hattest du die größten Schwierigkeiten um in die Rolle zu finden und warum?
Schwierigkeiten will ich nicht sagen. Nur so viel: Gerade die Sympathieträger bieten oft weniger als die Underdogs, die verschrobenen Sidekicks, die Unsympathen oder die Loser. Es gab ein paar Rollen, wo ich wenig Entwicklung und wenig Konflikt entdecken konnte, und das fand ich dann meistens etwas undankbar.
Und welche deiner Rollen lag dir am meisten?
Es gibt ein paar Rollen, in die ich mich intuitiv hineinfühlen konnte- und das obwohl sie vollkommen unterschiedlich sind. „Lina Lamont“ in Singin in the Rain, „Sally Bowles“ in Cabaret, „Evita“ und „Fantine“ in Les Miserables wären die vier, die ich nennen würde.
Gibt es eine Traumrolle, die du unbedingt einmal spielen möchtest?
„Queenie“ in Andrew Lippas The Wild Party, „Charity“ in Sweet Charity, „Roxie“ in Chicago oder „Aurora“ in Kuss der Spinnenfrau wären noch auf meiner Wunschliste – aber das sind längst nicht alle.
Lucy Harris in Jekyll & Hyde ist in unseren Augen eine sehr anspruchsvolle Rolle, in vielerlei Hinsicht. Wie bereitest du dich auf die Rolle einer Prostituierten vor und wie gehst du damit um, dass du auf der Bühne an den unmöglichsten Stellen berührt wirst?
Was die Berührungen betrifft – vieles sieht wilder aus, als es ist. Wir treffen ja in den Proben genaue Verabredungen und halten diese auch ein. Ich bin aber grundsätzlich eine Darstellerin mit wenig Berührungsängsten und mag es, an meine Grenzen zu gehen – vorausgesetzt, ich kann meinen Spielpartnern vertrauen. Und gerade mit David Jacobs habe ich ja schon etliche Schlachten geschlagen – da bin ich ganz tiefenentspannt.
Ich mag es überhaupt nicht, wenn extreme Situationen gezeigt werden sollen und ich genau sehe, das ist ja nur gespielt, die tun ja nur so. Ich will, dass wirklich etwas stattfindet.
Aktuell pendelst du zwischen Dortmund und Graz. Weißt du immer wo du gerade bist, wenn du morgens aufwachst?
Es gibt Tage, besonders wenn ich sehr früh aufstehen und fliegen muss, an denen ich tatsächlich kurz mal nicht weiß wo und wer ich bin. Nach ein bis drei Kaffees geht es dann meist wieder 🙂
Wir haben gelesen, dass du Zugfahren als sehr anstrengend empfindest. Wie vertreibst du dir diese Zeit?
Gerade nutze ich eine Zugfahrt und beantworte dieses Interview 🙂
Und was machst du in deiner Freizeit um einen Ausgleich zum Job zu finden?
Ich habe Yoga für mich entdeckt, weil es mich körperlich fit hält und mental stärkt. Ich praktiziere es täglich, wenn möglich im Studio in einer geführten Stunde.
Dein Mann ist ebenfalls in der Branche tätig. Schafft ihr es euch „Kunst-freie-Zeiten“ zu schaffen?
Wir haben nicht das Bedürfnis nach „Kunst-freien Zeiten“. Wir leben und lieben diesen Beruf mit großer Leidenschaft, und das verbindet uns auch.
Für welche drei Dinge in deinem Leben bist du am dankbarsten?
Meinen Mann, der mir Wurzeln schenkt und doch Flügel verleiht, meine Familie und Freunde, die mich so lieben, wie ich bin, und das Theater, das mir immer ein Zuhause ist.
Welche drei Songs würdest du mit auf eine einsame Insel nehmen?
Tatsächlich höre ich sehr wenig Musik und finde, wir werden überall viel zu sehr dauer-beschallt. Die Stille auf einer einsamen Insel würde ich am meisten genießen.
Wenn dein Leben verfilmt würde, welche Schauspielerin würde dich spielen und wie würde der Filmtitel lauten?
Wünschen würde ich mir einen deutschen Independent-Film, Titel: SPIELWUT. Und spielen will ich natürlich selber.
Was würdest du heute deinem jüngeren Ich zur beruflichen und privaten Entwicklung raten?
Weniger Angst und mehr Selbstbewusstsein!
Darfst du schon über neue Projekte in der Zukunft sprechen?
Leider nicht. Nur dass ich in der nächsten Spielzeit gut durchgeplant bin und sowohl in Österreich als auch in Deutschland wieder auf der Bühne stehen werde.
Natürlich darf die Frage nach deinem lustigsten Bühnenpatzer nicht fehlen – also, lass uns mit dir lachen.
Tatsächlich habe ich in der letzten Jekyll & Hyde Vorstellung bei >Gefährliches Spiel< eigentlich nach hinten auf Davids Brust greifen wollen, mich aber mit den Fingern plötzlich in seinem Mund wiedergefunden. Und das mitten in einem laaaaaaaangen Ton. Wir konnten einander den Rest der Show kaum noch in die Augen schauen weil wir so lachen mussten.
Welche Frage würdest du dir selber stellen, wärest du an unserer Stelle und was wäre die Antwort?
„Was liebst Du so am Genre Musical?“
Die Vielfalt- sowohl in der Darstellung, wo mit Tanz, Gesang und Schauspiel alle Ausdrucksformen genutzt werden, als auch in den Stücken, die mal Rockopern sein können, mal nostalgische Komödien, mal durchkomponierte symphonische Werke. Mit Musik eine Geschichte zu erzählen ist glaube ich die intensivste, berührendste und virtuoseste Art.
Welche Frage würdest du uns stellen, wärest du der Interviewer?
Was liebt Ihr so am Genre Musical?
Judith: Ich liebe es bei jedem Stück auf so ganz unterschiedliche Weise berührt zu werden und völlig in die Entspannung einzutauchen. Ferne Zeiten, fremde Länder, andere Welten. Einfach immer magisch! Ich kann komplett meinen Alltag ausblenden, egal wie stressig er gerade ist und mich einfach nur entführen lassen.
Außerdem finde ich es total spannend mit jeder Show einen etwas erweiterten Blick auf die Bühnenwelt und die Umsetzungen zu bekommen. Es ist so unglaublich interessant, was jedes neue Stück, das wir erleben dürfen, mitbringt und an Kreativität und Detailverliebtheit ausstrahlt – oder eben manchmal auch nicht 😉
Virena: Ihr habt jetzt schon vieles vorweggenommen, da bleibt für mich ja nicht mehr viel übrig! 😀
Ich mag gute Filme und ein Tag ohne Musik geht für mich gar nicht. Im Musical kann ich sowohl Schauspiel, Tanz als auch Gesang gleichzeitig bewundern.
Kein Musical ist wie das Andere, jedes für sich ist etwas Besonderes und hat seine positiven und negativen Aspekte. Ich finde es großartig immer wieder neue Storys und Musik (auch manchmal mehrfach) zu entdecken. Die Musicallandschaft ist so vielfältig, wenn man über den Tellerand der großen Produktionen schaut und wir durften mit der Challenge bereits viele tolle Stücke, auch von kleineren Produktionen sehen. Ich möchte keines davon missen.
Besucht Bettina im Netz:
Instagram: @bettinamoench
Vielen Dank liebe Bettina für deine offenen Antworten auf unsere Fragen.
Wir durften dich in Kiss me Kate in Bonn und in Jekyll & Hyde in Dortmund erleben und du hast uns in beiden Stücken wirklich total umgehauen!
Wir freuen uns auf deine folgenden Projekte und hoffen dass wir dich, vielleicht in einer deiner Traumrollen und nicht zu weit weg von uns, wieder sehen und hören werden!
Viele Grüße!
Eure Judith und eure Virena