Jan Ammann wurde im Jahr 1975 in Billerbeck geboren und nahm bereits während seiner Schulzeit Gesangsunterricht. Seine professionelle Ausbildung in Gesang und Schauspiel absolvierte er unter anderem in Houston (Texas), Los Angeles und Salzburg.
Er stand bereits in vielen tollen Rollen, wie z.B. als „Biest“ in Die Schöne und das Biest, „Maxim de Winter“ in Rebecca oder „Kerchak“ im Musical Tarzan auf der Bühne.
Als „Graf von Krolock“ im Musical Tanz der Vampire begeisterte er die Zuschauer in Oberhausen und Stuttgart, sowie auf der Tour des Musicals in der Spielzeit 2016/2017.
Die Rolle des „König Ludwig“ hat sich Janzueigen gemacht und zieht regelmäßig das Publikum in Füssen in seinen Bann.
Im Jahr 2018 spielte er bei der deutschsprachigen Erstaufführung des Musicals Doktor Schiwago den Arzt und Poeten „Jurij Schiwago“. Ab dem 26. Juli 2019 wird Jan bei den Freilichtspielen Tecklenburg wieder in diese Rolle schlüpfen.
In unserem Interview verrät er uns, wie er dazu gekommen ist Musicaldarsteller zu werden, mit welcher seiner bisherigen Rollen er sich am meisten identifizieren kann, ob er abergläubisch ist und was für ihn die Herausforderung in Tecklenburg sein wird.
Wie bist du dazu gekommen Musicaldarsteller zu werden?
Eigentlich wie die Jungfrau zum Kind. Während meines klassischen Studiums habe ich – aufgrund ungünstiger Ausbildungsumstände – irgendwann nach Alternativen Ausschau gehalten, weil ich einfach nur singen und spielen wollte. Deshalb habe ich mich bei Ludwig, also dem Ur-Ludwig in Füssen (Ludwig II. – Sehnsucht nach dem Paradies – Musik Franz Hummel, Buch Stephan Barberino, 2000 bis 2007), beworben, weil die tatsächlich einen klassischen Bariton gesucht haben. Das hat mir natürlich unglaublich gut getan. Dann kam auch noch Ludwig² und ich habe mich pudelwohl gefühlt. Ich mag die Dichte zwischen Worten und Tönen.
Gab es einen Plan B, falls es mit der Musik nicht funktioniert hätte?
Dann hätte ich Medizin studiert und wäre – wie mein Vater – Arzt geworden.
Welchen Beruf haben sich deine Eltern für dich vorgestellt?
Tatsächlich waren sie immer begeistert von dem, was ich machen wollte und haben mich in allem unterstützt, was ich ihnen sehr hoch anrechne.
Du bist Vater eines Sohnes, hat er auch musikalische Ambitionen? Was würdest du ihm und anderen Kindern und Jugendlichen raten, die den Traum haben Musicaldarsteller zu werden? Was macht den Beruf für dich aus und was sind die Schattenseiten?
Ich werde meinem Kind auch jedwede freie Entwicklung zugestehen und es bei dem fördern und unterstützen, was es machen möchte. Auf der Bühne zu stehen bedeutet mir bis heute sehr viel, das hat sich seit meinen Anfängen nicht geändert. Ich hatte das Glück, sehr viel Erfolg mit meiner Arbeit zu haben und bin sehr dankbar dafür, wie es gelaufen ist und noch läuft. Musicaldarsteller werden zu wollen, ist dennoch ein riskantes Unterfangen, man muss sich gut überlegen, ob man das wagt.
Darsteller werden ja oft auf eine Rolle reduziert! Du warst lange immer DER Graf, Mark Seibert ist DER Tot und Pia Douwes ist DIE Elisabeth! Wie sehr bekommst du das Thema als Darsteller mit und wie sehr belastet/ nervt dich das?
Tanz der Vampire war für mich – das muss ich zugeben – ein großer Karriereschritt. Durch den Grafen habe ich eine große Fan-Community, deshalb bin ich dieser Show mit dieser für mich wichtigen Rolle unfassbar dankbar. Natürlich möchte man sich als Darsteller irgendwann mal weiterentwickeln, deshalb ist es gut, wenn sich andere Türen öffnen.
Du hast im Jahr 2018 als Jurij Schiwago (Doktor Schiwago), Gerold (Die Päpstin) und König Ludwig (Ludwig2) in Musicals, in der Konzertreihe mit den Musical Tenors und deinem Soloprogramm fast zeitgleich auf der Bühne gestanden! Außerdem konnte man dich beim Mitternachtsball in Essen erleben. Wie schafft man es, alle Texte und Rollen zu verinnerlichen und dann auch entsprechend auf die Bühne zu bringen? Kommt man da nicht auch mal durcheinander?
Das Wichtigste für mich ist, meinen Kopf nicht zu überfordern. Deshalb plane ich kurzfristig, um alles nacheinander zu bewältigen, so wie ich es benötige. Das nächste Projekt ist immer das bedeutendste und hat deshalb Priorität.
Wir kennen dich unter anderem als Graf von Krolock, Jurij Schiwago, Maxim de Winter, alles tragende und zum Teil tragische, intensive und emotionale Rollen! Wie viel Jan Ammann steckt in den Rollen und umgekehrt?
Viel. Um eine Rolle gut verkörpern zu können, muss man viel von sich einbringen und dabei immer so ehrlich sein wie möglich, denn nur dann ist es authentisch.
Wie kannst du nach so emotionsgeladenen Auftritten abschalten? Nimmst du die Emotionen mit ins Hotel/ nach Hause?
Manchmal bin ich einfach nur erschöpft, das kann anstrengend sein, vor allem wenn man am nächsten Tag wieder auf der Bühne stehen muss. Dann ist Erholung zuhause oder im Hotel sehr wichtig; dann bin ich manchmal ein kleiner Einsiedler und nicht sofort an der Stage Door. Ich muss dann einfach auf mich achtgeben, um Ruhe und die Power für den nächsten Auftritt zu finden.
Doktor Jurij Schiwago ist ebenfalls eine sehr emotionale und intensive Rolle. Nach der deutschen Erstaufführung in Leipzig, kommt das Stück nun 2019 nach Tecklenburg und damit in Deutschland das erste Mal auf eine Freilichtbühne. Was werden die besonderen Herausforderungen und Unterschiede sein, im Vergleich zu der Theaterinszenierung in Leipzig?
Die Abhängigkeit vom Wetter und die große Bühne zu bespielen, werden besondere Herausforderungen sein. Ich freue mich sehr auf Ulrich Wiggers, der ein begnadeter Regisseur ist, deshalb bin ich sehr gespannt, aber nicht nervös.
Hättest du auch grundsätzlich mal Lust leichtere, fröhlichere Rollen zu spielen?
Absolut! Sehr gern. Allen Unkenrufen zum Trotz bin ich ein sehr humorvoller Mann.
Hast du von all deinen bisherigen Rollen einen Favoriten? Mit welcher Rolle kannst du dich am meisten identifizieren?
Das ist eindeutig die Rolle des König Ludwig, der sagt Dinge auf der Bühne, die tatsächlich auch von mir sein könnten.
Du hast am selben Tag Geburtstag wie König Ludwig, war das für dich ein Zeichen, dass du diese Rolle annehmen solltest? Bist du abergläubisch?
Abergläubisch bin ich nicht, aber ich glaube an Fügung: Ich habe an einem 25. August für das Musical Ludwig vorgesungen, dabei erfahren, dass es nicht nur mein, sondern auch der Geburtstag von Ludwig ist und dass Ludwig genauso groß war wie ich…
Du sagtest mal in einem Interview, dass deine Traumrolle das Phantom aus Phantom der Oper sei, bei der Sommernacht des Musicals in Dinslaken fanden wir dich übrigens brillant als Phantom! Ist es noch immer eine deiner Traumrollen, oder hat sich etwas verändert?
Ausschnitte aus Das Phantom der Oper bei Konzerten zu singen liebe ich sehr, und ich freue mich immer, daran arbeiten zu können. Die Rolle ensuite zu spielen, kann ich mir allerdings nicht vorstellen.
Nach einigen Jahren standen die Musical Tenors in diesem Jahr wieder gemeinsam auf der Bühne! Dürfen wir uns auf weitere Konzerte freuen, oder ist jetzt erstmal wieder Schluss?
Tatsächlich gehen wir Ende des Jahres nochmal auf eine kleine Tournee, sogar mit einem Winter Special, auf die ich mich sehr freue.
Wie bereitest du dich auf deine Auftritte vor? Wie lernst du Texte?
Unterschiedlich. Ich brauche dafür Lernfenster, Tage, an denen das gut funktioniert. Das ist immer ein Kampf, die richtige Zeit dafür zu finden, aber wenn es klappt, dann kann ich mich sehr effizient vorbereiten. Wichtig dabei sind Entspannung und Konzentration.
Natürlich darf die obligatorische Frage nicht fehlen: Was war dein lustigster Patzer auf der Bühne?
Es gab so viele. Einmal fiel mir beim >Ludwig2-Freundschaftsduett< taktweise der Bart aus dem Gesicht. Mein Kollege Mark Gremm, der das natürlich sah, verlor langsam aber sicher die Contenance – das war unfassbar lustig.
Manchmal packt uns unsere Sucht nach Schokolade und wir würden alles dafür stehen und liegen lassen! Für was würdest du Nachts aufstehen?
(Nach längerem Überlegen) Für gar nichts. Schlaf ist wichtig.
Du reist viel durch Deutschland und hast unglaublich viel zu tun. Bleibt da überhaupt noch genug Zeit für Hobbys oder andere Dinge wie die Fotografie?
Ja klar. Die Zeit, die ich habe, nutze ich. Die Gesundheit von Körper und Geist ist mir wichtig, deshalb halte ich mich fit, treibe viel Sport und koche auch gern gesund. Die Fotografie kommt in letzter Zeit leider zu kurz.
Welche Frage würdest du dir selber stellen, wärest du an unserer Stelle und was wäre die Antwort?
Hast Du noch Träume?
Ja, ich habe noch viele Träume und arbeite daran, sie mir irgendwann zu erfüllen.
Welche Frage(n) würdest du uns stellen, wärest du der Interviewer?
Was wären Eure Traumrollen auf einer Musicalbühne, liebe Judith und Virena?
Judy: Das ist ganz spontan total einfach: auf jeden Fall Mary Poppins! Ich liebe diese Rolle und die fantastische magische Welt in der sie lebt. Alles scheint möglich zu sein und ist so unbelastet, sie bekommt einfach alles hin.
Wenn ich aber kurz nachdenke wäre auch die „Erzählerin“ aus Joseph eine Rolle für mich. Einfach weil ich schon als Kind das gesamte Stück auswendig mitsingen konnte (zum Leidwesen meiner Familie) und es meine Liebe zum Musical geweckt hat. Bis heute hoffe ich, es bald mal wieder zu sehen.
Ena: Puh… schwierige Frage… Ich liebe historische und dramatische Musicals. Ich glaube eine Traumrolle wäre „Päpstin Johanna“ in Die Päpstin. Trotz aller Widrigkeiten, die quasi schon bei ihrer Geburt beginnen, geht sie ihren Weg, findet ihre große Liebe und wird sogar zum Kirchenoberhaupt gewählt. Johanna ist eine unglaublich starke Frau und zeigt, dass man mit Willen und Kraft (manchmal auch aus Verzweiflung) alles möglich machen kann.
Besucht Jan im Netz:
Web: www.janammann.artandsoul.eu
Facebook: Jan Ammann Official Fanpage
Instagram: @jan_ammann
Vielen Dank, lieber Jan für die Beantwortung unserer Fragen!
Unsere Challenge hat im Februar 2018 mit dir und Doktor Schiwago in Leipzig begonnen und im August dürfen wir dich wieder in Tecklenburg in der Rolle sehen! Wir freuen uns schon riesig und wünschen dir einen zauberhaften „winterlichen“ Festspielsommer!
Viele Grüße!
Eure Judy und eure Ena