Musicalchallenge meets… Nyassa Alberta

Nyassa wurde in Groningen geboren und absolvierte ihr Studium an der Hoogeschool voor de Kunsten in Amsterdam.

Als Erstbesetzung „Nala“ im Musical Der König der Löwen kam sie nach Deutschland. Darauf folgten Rollen in Haairspray, Sister Act, Rocky und Bodyguard.

Nyassa ist seit Anfang März 2019 als Zweitbesetzung der „Tina“ in Tina – das Tina Turner Musical in Hamburg zu sehen. Wie sehr sie sich mit dieser Rolle identifiziert, wie sie über Rollenbesetzungen speziell zum Thema Hautfarbe denkt und ob sie gläubig ist, verrät sie uns in diesem Interview.


Wie kamst du auf die Idee Musicaldarstellerin zu werden? Gab es ein Ereignis (Musicalbesuch z.B.) was dich dazu gebracht hat, oder wolltest du es schon immer?

Eigentlich wollte ich früher Ballerina werden, aber als ich mal vorgetanzt habe, haben sie mir gesagt, dass mein Körperbau nicht dafür geeignet ist. In meiner Welt konnte man nur Ballett tanzen um auf einer Bühne zu stehen, bis ich dann irgendwann Fame – das Musicalgesehen habe. Da dachte ich: das will ich auch!

Was hättest du beruflich gemacht, wenn du keine Musicaldarstellerin geworden wärest? Gab es neben der Musik einen Plan B?

Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich noch ein Studium machen möchte, aber der Gedanke, nochmal vier Jahre lang zu studieren, ist undenkbar. Es ist mir wichtig etwas zu finden, wofür ich genauso viel Leidenschaft habe, wie für das Bühnenleben. Letztes Jahr habe ich einen Kurs für Personal Styling besucht. Mode mochte ich schon immer und ich kann mir vorstellen, dass die Liebe dafür noch weiter wachsen könnte. Aber so viel mache ich momentan nicht damit. Ab und zu kleide ich Menschen ein und ich habe auch schon auf ein paar Foto-Shootings eingekleidet und das macht wirklich viel Spaß!

In Deutschland haben sich unglaublich viele wundervolle niederländische Musicaldarstellerinnen und -darsteller etabliert, die in den Niederlanden studiert haben und nun die deutschen Bühnen rocken. Was ist der Unterschied zwischen Musicals in Deutschland und in den Niederlanden?

In Deutschland gibt es viele Möglichkeiten in Musicals zu arbeiten: Entweder in den großen Produktionen, wie z.B. Stage Entertainmentoder in einem von den vielen Stadttheatern. Außerdem sind die Konditionen hier besser, als in den Niederlanden. Ich glaube, dass es in den Niederlanden viele talentierte Darsteller aber zu wenig Arbeit gibt.

Ich sollte eigentlich nur für sechs Monate nach Hamburg gehen, weil sich eine Darstellerin bei Der König der Löwen verletzt hatte. Und nach den sechs Monaten wurde mein Vertrag verlängert und ich habe neue Jobangebote erhalten. Damit war die Entscheidung ganz einfach: Ich bin hier geblieben. Mittlerweile bin ich schon über zwölf Jahre in Deutschland. Ich glaube auch, dass man in Deutschland eher bereit ist, ein „Risiko“ einzugehen, indem man nicht immer nur bekannte Erstbesetzungen akzeptiert. Dadurch habe ich hier Chancen & Rollen bekommen, die ich den Niederlanden wahrscheinlich nicht bekommen hätte.

Mittlerweile hat ein Umdenken in der Besetzung von Rollen stattgefunden und die Rollen werden immer öfter unabhängig von Hautfarbe oder Herkunft besetzt. Wir finden diese Entwicklung großartig, da wir es absolut egal finden welche Hautfarbe/Herkunft der jeweilige Darsteller hat. Hattest du bei bestimmten Rollenbesetzungen/ Auditions schonmal Schwierigkeiten aufgrund deiner Hautfarbe?

Eigentlich sollte die Hautfarbe oder Herkunft im Jahr 2019 gar kein Thema mehr sein, aber um so mehr wir über dieses Thema sprechen, desto mehr tragen wir dazu bei, Vorurteile aufzuräumen. Ich gehe meistens natürlich zu Auditions, in denen eine dunkelhäutige Frau gesucht wird. Aber ich habe auch mal für Mamma Mia vorgesungen, ich war dann aber zu jung für die „Donna“. Ich bin auch als Cover „Lisa“ in Ich war noch niemals in New Yorkangenommen worden, das wäre großartig gewesen. Allerdings kam dann noch ein anderes Angebot rein und ich habe dann abgelehnt. Ich wäre aber die erste dunkelhäutige „Lisa“ gewesen und das wäre natürlich genial!

Ich glaube nicht wirklich, dass meine Hautfarbe eine Rolle spielt. Das kreative Team hat ein Bild im Kopf und entweder ich passe rein oder nicht – so einfach ist das. Manchmal hat es nicht nur mit dem Aussehen zu tun, sondern mit dem Talent.

Du hast bereits in vielen verschiedenen Rollen auf der Bühne gestanden. Hast du eine Lieblingsrolle, die du immer wieder spielen würdest?

Also AIDA würde ich sofort wieder spielen wenn ich die Chance hätte! Ich liebe die Musik und die Geschichte. Ich habe die Rolle schonmal in Nordhausen gespielt und wäre jederzeit wieder bereit um sie nochmal zu spielen.

Hast du eine Traumrolle, die du unbedingt einmal spielen möchtest?

Wenn ich mal „Celie“ in The Color Purple (Die Farbe lila) spielen könnte, wäre ich sehr glücklich. Ich sage immer, dass ich danach in Rente gehen könnte!

Früher habe ich Diana Ross und WhitneyHouston geliebt, hätte aber nie gedacht, dass ich diese Frauen mal verkörpern würde. Aber ich hatte das Glück, dass das doch passiert ist.

Auch als Tina Turner habe ich mich nie gesehen und als ich vor ein paar Wochen das erste mal die ikonische Perücke aufgesetzt habe, habe ich ein paar Minuten vor dem Spiegel gestanden um mich daran zu gewöhnen und mit mir selbst geredet. Diese Perücke steht mir, meiner Meinung nach, gut. Sie ist eine ganz besondere Frau und ihre Geschichte ist so eine wichtige Geschichte, die erzählt werden muss. Sie ist ein Kämpferin, jemand der nie die Hoffnung aufgegeben hat, jemand der immer positiv geblieben ist, trotz aller schweren Zeiten und Begegnungen mit Personen in ihrem Leben. Und sie ist jemand, der so hart gearbeitet hat um dorthin zu kommen, wo sie hin wollte. Also ich habe kurz einen Moment gebraucht um damit klar zu kommen, als ich die Perücke zum ersten Mal aufgesetzt habe. Denn all das möchte ich gerne verkörpern, wenn ich die Rolle der Tina Turner spiele. Ich möchte sie ehren und würdig darstellen.

Du hast als Nala und Shenzi im Musical „Der König der Löwen“ auf der Bühne gestanden. Welcher Disney Film müsste deiner Meinung nach unbedingt als Musical auf die Bühne gebracht werden?

Oh, schwere Frage! Es gibt so viele gute Filme, bei denen ich nie gedachte hätte, dass sie als Musical funktionieren würden und manchmal wurde ich eines Besseren belehrt. Z.b. fand ich Natürlich Blond großartig als Musical und ich hätte das gerne mal live gesehen auf Englisch.

Ich wüsste jetzt keinen konkreten Disney-Film, der unbedingt als Musical auf die Bühne gebracht werden sollte, aber ich persönlich mag gute Geschichten sehr. Also der Film, den ich aussuchen würde, müsste eine schöne Geschichte haben…

Als Whitney Houston bzw. Rachel Marron hast du in Köln auf der Bühne gestanden. Hast du einen Lieblingssong aus dem Musical? Wenn ja, warum ist es dein Lieblingssong?

Wie vorhin gesagt, habe ich als Kind Whitney Houston geliebt! >I wanna dance with somebody< habe ich schon immer geliebt. Aber auch >Run To you< und >I have nothing< fand ich immer großartig. Und natürlich >One Moment in Time<. Also wie ihr merkt, kann ich mich da nicht wirklich entscheiden!

Du hast Schwester Mary Clarence im Musical Sister Act und Maria Magdalena im Musical Jesus Christ Superstar gespielt. Bist du ein gläubiger Mensch?

Ja, allerdings weiß ich nicht, ob ich das, woran ich glaube, Gott nennen würde. Ich glaube an das Universum und daran, dass man das Leben und seinen eigenen Weg so gestalten kann, wie man es möchte. Ich glaube auch daran, dass alles so kommt, wie es kommen soll, auch wenn man es nicht immer versteht. Außerdem glaube ich daran, dass wenn man das Universum um irgendetwas bittet, es gehört wird und zu mir kommt, wenn die Zeit richtige ist etc.

Du spielst bei der deutschsprachigen Erstaufführung von „Tina-Das Musical die Zweitbesetzung der Tina Turner? Was macht das Musical aus und wie viel Nyassa steckt in Tina Turner und umgekehrt?

Ich spiele die alternierende „Tina“, das heißt, dass die Shows zwischen mir und der Erstbesetzung aufgeteilt werden: sie spielt sechs und ich jede Woche mindestens zwei Shows. Ich glaube, dass vieles von Tina Turner auch in mir steckt, aber wahrscheinlich in kleinerer Ausprägung, da mein Leben nicht so extrem war, wie ihres. Ich bin genau wie sie ein sehr positiver Mensch, ein Träumer, ich arbeite hart, um dort hinzukommen, wo ich hin möchte und ich hoffe immer auf das Beste etc.

Whitney Houston und Tina Turner sind zwei grandiose Sängerinnen und Musiklegenden. Was ist das für ein Gefühl diese Rollen spielen zu dürfen? Ist der Druck mit den Originalkünstlerinnen verglichen zu werden besonders groß?

Also für mich ist es eine Ehre solche fantastischen Frauen darstellen zu dürfen. Beide sind meiner Meinung nach Ikonen. Als ich die Rolle in The Bodyguard bekommen habe, dachte ich: wie soll ich bloß an einem Abend 14 Whitney Houston Songs singen? Bei The Bodyguard habe ich aber die „Rachel Marron“ dargestellt. Klar dachte wahrscheinlich jeder, der das Musical besuchte, an Whitney Houston, aber auch sie hat die Rolle der „Rachel Marron“ gespielt. Daher blieb Spielraum um die Rolle ein wenig anders zu gestalten und man musste nicht so sehr nach Whitney klingen.

Bei Tina ist das natürlich eine andere Geschichte, denn da geht es um Tina Turnerselbst. Der musikalische Leiter von Tina hat mir gesagt, dass ich nicht unbedingt wie Tinaklingen muss. Trotzdem habe ich für mich Punkte gefunden, in denen ich sie imitieren kann: Es gibt mehrere Sachen, die Tina zu Tina machen und das versuche ich so gut wie möglich umzusetzen. Und bisher funktioniert das, glaube ich, ganz gut. Es gibt nur eine Whitney und eine Tina. Und ich glaube persönlich, dass es sehr wichtig ist die Person hinter den Stimmen darzustellen und nicht nur auf die Stimmen zu gehen auch wenn diese natürlich einzigartig sind!

Natürlich darf die obligatorische Frage nicht fehlen: Was war dein lustigster Patzer auf der Bühne?

Ach, mittlerweile sind es so viele, haha! Bei AIDA hatte ich bei >A step too far< mal einen Texthänger. Die anderen beiden haben angefangen zu singen und ich dachte, mein Text käme wieder, sobald ich anfange zu singen. Ich habe dann angefangen und als ich bei meiner Stelle ankam, war der Text immer noch nicht da. Ich habe dann, glaube ich, „la la la“ gesungen. Das Schöne war, dass wir am Ende das ganze nochmal in Canon singen mussten und auch dann war der Text nicht da, also konnte ich wieder nur „la la la“ singen!

Du spielst Flöte und Gitarre, gibt es auch ein anderes musikalisches Genre, welches dich reizt?

Ich bin bei beiden Instrumenten Anfängerin aber beide machen mir extrem Spaß. Ich liebe Pop Rock, Soul und Funk. Bei meinen eigenen Konzerten wird man mehr Musik in diese Richtung hören, als Musical. Ich mag es außerdem sehr, wenn ein Lied einen guten Text hat, oder wenn man dazu tanzen kann.

Was machst du in deiner Freizeit um zu entspannen am Liebsten?

Ich liebe es zu reisen. Letztes Jahr war ich viel unterwegs. Ich war mit meinem Freund auf Fuerteventura und ich war einen Monat lang in New York.

Sonst treffe ich mich gerne mit meinen Freunden und wir gehen schön essen. Ein Sauna-Tag geht auch immer.

In deinem Job ist man selten sehr lange an einem Ort. Wo ist für dich Heimat und welche Orte haben dich besonders beeindruckt?

Seit 2010 habe ich meine Basis oder mein Zuhause in Hamburg. Als ich in Köln oder Oberhausen gearbeitet habe, hatte ich dort ein möbliertes Zimmer. Ich habe mich in Oberhausen sehr wohl gefühlt, auch wenn ich weiß, dass ich damit eine von wenigen bin. Ich mochte die Mentalität der Menschen, es war nah an Holland und in dem Theater hatte ich eine sehr schöne Zeit. Die Kollegen waren alle nett und sehr bodenständig, von der Pforte bis zur Kantine.

Gibt es Ziele auf der Welt, die du unbedingt mal bereisen möchtest?

Die Malediven und Thailand. Auf Bali war ich schon einmal, aber das war nur eine Woche, da würde ich gerne nochmal hin. Außerdem würde ich auch gerne mal nach Südafrika und nach Australien. Also einmal alles bitte!

Unsere Challenge: Jeden Monat ein Musical! Mittlerweile sind wir bei einem in der Woche! Hattest oder hast du auch eine Challenge?

Also die Rolle der Tina Turner war eine richtige Challenge! Die Rolle ist riesig und wirklich eine Herausforderung. Es macht unglaublich viel Spaß!

Manchmal überkommt uns die Sucht nach Schokolade! Wofür würdest du Nachts aufstehen?

Niederländische Pommes mit Mayo wahrscheinlich, hahaha!

Welche Frage würdest du dir selber stellen, wärest du an unserer Stelle und was wäre die Antwort?

Was ist dein größter Traum?

Karriere: Ich würde gerne mal eine eigene CD aufnehmen und internationale Auftritte buchen.

Privat: zusammen mit meinem Freund eine Wohnung kaufen/mieten und unsere Zukunft zusammen gestalten und wer weiß, vielleicht auch zu dritt.

Welche Frage würdest du uns stellen, wärest du der Interviewer?

Was ist euer größter Traum? (Ich hätte auch gerne eine Antwort dazu!)

Judy: Ein sehr großer Traum von mir, den ich schon sehr lange habe und der ganz sicher nie wahr wird, ist der, dass ich gerne eine Zeitreise machen würde. Ich finde die Vorstellung total faszinierend in SissisAnkleidezimmer zu reisen und einfach mal ein bisschen zu schnüffeln. Oder auf die Titanic, um zu sehen wie die Schönen und Reichen sich vergnügen. Oder aber zu einem irischen Schloss, in dem ich einem Ball beiwohne und im Anschluss den Mägden und Dienern über die Schulter schaue. Träumen darf man ja…

Realistisch ist mein größter Traum sehr simpel… ich wünsche mir nichts mehr, als dass meine Familie immer gesund bleibt und ich all meine Lieben ganz lange um mich haben darf.

Ena: Oh, das ist eine echt schwierige Frage! Ich habe einige meiner „Träume“ in beruflicher und privater Hinsicht schon erfüllt: Guter Job, einen wunderbaren Sohn mit einem tollen Papa… und natürlich wünsche auch ich mir, dass alle meine Liebsten immer gesund bleiben!

So einen richtigen Traum habe ich eigentlich gar nicht, ich versuche meine Träume immer zu verwirklichen.

Vielleicht ist ein Traum meine Flugangst zu überwinden und die Welt zu bereisen. Oder auch einmal quer durch England, Schottland, Irland zu reisen und die Highlands zu erkunden, natürlich mit Stop in London um da die Westend Shows zu sehen.


Besucht Nyassa im Netz:

Facebook: Nyassa Alberta
Instagram: @nyassaalberta
Web: www.nyassaalberta.com/


Vielen Dank, liebe Nyassa, für das wunderbare Interview und für deine Offenheit!

Wir hoffen sehr, dich in Hamburg besuchen zu können und wünschen dir eine fantastische Zeit bei und mit Tina!

Viele Grüße!

Eure Judy und eure Ena

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