Am 7. November haben wir uns auf den Weg nach Bochum gemacht. Leider heute ohne Ena, da sie krankheitsbedingt ausgefallen ist. Judy war also, mit zwei Geburtstagskindern der Familie, in der neuen Fassung von Starlight Express.
Das Theater liegt in Bochum direkt am Ruhrkongress und am Stadion. Wir hatten absolut keine Probleme einen Parkplatz im Parkhaus zu bekommen. (4,00 € für den ganzen Abend) Ich kann, auch aus Erinnerungen, nur schwer beurteilen, wie das am Wochenende ist oder wenn vielleicht sogar drei Veranstaltungen gleichzeitig stattfindenden. Es macht also auch hier Sinn, für einen entspannten Abend, rechtzeitig anzureisen. Zumal die Situation auf den Straßen rund um Bochum auch immer sehr voll ist und durch viele Baustellen gerne Stau entsteht.
Ich muss sagen, ich war dem Besuch gegenüber sehr kritisch, da ich das Stück schon viele Male gesehen habe und die Entwicklung mit der Zeit nicht ganz mein Ding war. Dem ganz Neuen eine Chance zu geben, fand ich aber dennoch sehr richtig. Man muss alles erst gesehen haben, bevor man kritisch werden darf. Durch eine sehr gute Aktion hatten wir tolle Karten unten im Parkett und konnten quasi auf dem Kreuz der Gleise alle Darsteller sehr nah sehen.
Gleich mit dem Beginn der Show war ich plötzlich wieder sieben Jahre alt und total begeistert! Die neue Lichttechnik der Halle tut dem Ganzen richtig gut. Es ist möglich die Kulissen als Güterbahnhof darzustellen oder auch die Brücke situativ rostig oder strahlend metallisch aussehen zu lassen. Generell macht die neue Technik ganz viel her.
Die moderne Auslegung der Rollen hat mir tatsächlich sehr gut gefallen. Ich finde das selbstbewusstere Auftreten der Damen sehr authentisch und zeitgemäß. Aber generell finde ich, darf man die Modernisierung nicht nur auf die Frauenrollen fokussiert betrachten. Ich finde das gesamte Stück ist in 2018 angekommen und viele kleine Details haben sich modern verändert. So zum Beispiel auch „Control“, die Kinderstimme aus dem Off.
Das einzige was ich tatsächlich kritisch hinterfrage, ist die altgebliebene Botschaft am Ende des Stücks, auch wenn ich denke, dass man sie unmöglich verändern kann. Aber alles in allem bleibt es bei dem Aufruf:
Kohle statt Elektrizität oder Diesel!
Umwelttechnisch gesehen nicht unbedingt der richtige Ansatz.
Die Geschichte insgesamt bleibt dennoch sehr liebevoll erzählt und ich nehme dem Stück die Message auch überhaupt nicht übel. Diesen Teil des Stücks kann und darf man einfach niemals ändern, denn sonst ist es einfach überhaupt nicht mehr das was es sein soll. Unser Starlight Express!
Die eigentlich wichtige Botschaft an den Zuschauer ist zudem ja auch:
Freundschaft, Loyalität und Mut Auch als vermeintlich Schwächster, kann man der Sieger sein!
Die Darsteller bringen nach wie vor in all den Jahren eine so großartige Leistung auf die Bühne, dass man sich immer wieder fragen muss, wie sie das tagtäglich schaffen. Es ist so ein anstrengendes Stück und sie haben körperlich so viel zu leisten und schaffen es dabei noch gut zu singen. Ich kann wirklich nur sagen, Chapeau!
Die überarbeiteten und neuen Kostüme haben mir alles in allem sehr gut gefallen. Die meisten sind immer noch sehr nah am Ursprung, wenn eben auch moderner geworden. „Electras“ rundum Beleuchtung finde ich sehr spannend und sehr gut umgesetzt. An „Pearl“ fehlt mir tatsächlich ein wenig der rosa, romantische Kitsch von früher, auch wenn ich das neue Kostüm sehr schön finde und natürlich verstehe, dass sie mit ihrem neuen Auftreten das alte Design über Bord werfen musste.
Der neuen Rolle der „Mama“ haben ja viele sehr kritisch entgegen gesehen. Ich finde sie passt sehr gut in die Story und die Umsetzung gefällt mir auch. Zum ersten Mal sieht man in einer Szene mit „Mama“ eine tatsächliche Requisite, neben der ganzen Bühnentechnik. Das hat mir sehr gut gefallen. Ohne was an „Mama“ zu meckern zu haben, hat mir „Papa“ aber trotzdem ein wenig gefehlt.
Die neuen Songs und die Modernisierung der Melodien und Texte passen perfekt ins Jahr 2018 und man trauert dem Althergebrachten in keinster Weise hinterher. Die einzige Frage die ich mir stelle: Warum wurde >g-e-k-u-p-p-e-l-t< in >a-b-g-e-h-ä-n-g-t< geändert? Das zieht den Song, mit eigentlich einer traurigen Aussage, dem abserviert werden, durch die Betonung des -ä- ein bisschen ins Lächerliche. Es ist sicher so beabsichtigt und sorgt auch für ein Lachen im Publikum, jedoch ist es in meinen Augen nicht ganz so passend. Aber das ist natürlich auch alles wieder Geschmacksache.
ACHTUNG SPOILER
Absolut geflasht war ich von der Szene im zweiten Akt wenn „Rusty“ den Starlight Express sucht. Zunächst habe ich nostalgisch kurz gedacht, der alte grüne Laser war irgendwie am schönsten. Und plötzlich gingen im ganzen Saal, ob an der Decke oder am Boden, kleine Lichter an und man hat sich wirklich gefühlt wie von Sternen umgeben. Dann beginnt „Rusty“ auch noch buchstäblich zu schweben und der ganze Saal strahlt durch eine Discokugel. Zum absoluten Höhepunkt fliegen dann noch ca. 20 Drohnen, die mit einer sternartigen Leuchte ausgestattet sind, in einer Formation um „Rusty“ herum. Ich muss gestehen, ich musste richtig schlucken!
SPOILER ENDE
In der Pause hatten wir kurz die Chance Richard Woodford zu treffen. Er ist ein so sympathischer Mensch und hat die Rolle der E-Lok „Electra“ super umgesetzt! Vielen Dank für dieses nette Treffen lieber Richard!
Ich finde es sehr schön, dass der >Mega-Mix< am Ende der Show gefilmt und fotografiert werden darf. Es ist eine tolle Erinnerung die man mitnehmen kann und insgesamt finde ich gerade den musikalischen Teil auch sehr sehr gut gelungen. Man hat die schönsten Ohrwürmer das Abends noch mal für den Nachhauseweg präsent.
Am Ende der Show wurde noch erklärt, dass sich Starlight Express auch in diesem Jahr wieder für einen guten Zweck stark macht. Die Steffi Graf Stiftung (Children for Tomorrow) wird unterstützt und nach der Show haben zwei Darsteller, in dem Fall zwei „Rockys“ im Foyer Spenden gesammelt. Ich finde es toll, dass Starlight Express schon seit Jahren soziale Organisationen unterstützt. Auch sehr schön war, dass die Darsteller sich neben dem Sammeln der Spenden Zeit für Fotos genommen haben.
Mein Fazit: es war ein ganz toller Abend und ich bin froh die neue Version gesehen zu haben. Es war wirklich wieder ein Stück Kind sein, sich begeistern lassen und mit der Idee von einer ganz anderen Welt nach Hause gehen! Schaut es euch an!
Viele Grüße!
Eure Judy