23.04.2019: Falco – Das Musical in Dortmund

FALCO – ER MUSSTE STERBEN UM ZU LEBEN…

UND DER REST IST POP-GESCHICHTE!

Wir durften in Dortmund bei der Falco – das Musical Tour ein Meisterwerk der gesungenen Biografie erleben. Die Autoren Alexander Kerbst und Stefanie Kock haben hier ein Stück auf die Bühne gebracht, dass den legendären Johann „Hans“ Hölzel zum Leben erweckt.


Wir wurden, beginnend mit Interview-Ausschnitten von Falco und durch den Auftritt seines Managers Horst Bork„, mit einer Art Flashback zurück in die 80er Jahre entführt. So berichtet der „Manager“ von seinem Besuch des Konzertes der skurrilen Band Drahdiwaberl. Gerade will er das Konzert eigentlich verlassen, als „Hans“ ein Bass Solo spielt und dazu den Song >Ganz Wien< singt.

Der „Manager“ erkennt sofort sein Potenzial und bietet ihm eine Zusammenarbeit an. Falco geht einige Zeit später im Büro des Managers in Hamburg auf das Angebot ein und mit >Der Kommissar< landet er seinen ersten großen Hit, obwohl Falco selbst nicht an seinen Erfolg mit dem Song geglaubt hat, so handelte er doch von Kokain und war nur die B-Seite seiner Demokassette.

Der Erfolg steigt ihm schnell zu Kopf und Selbstzweifel, Depressionen, Alkohol und Drogen werden ein immer größeres Problem. Als Falco dann mit >Rock me Amadeus< auch in den USA auf Platz eins der Charts landet, ist für ihn eines klar: Er ist am Höhepunkt seiner Karriere und ab jetzt kann es nur bergab gehen.

Wie sich Falcos Leben entwickelt hat, wissen wir alle. Nach mehreren Rückfällen, harten familiären Tiefschlägen und einem immer mehr zurückgezogenen Leben, stirbt er am 06.02.1998 bei einem Autounfall in der Dominikanischen Republik.

Daraufhin wurde posthum seine Single >Out of the Dark< veröffentlicht, welche unmittelbar die Top 3 der österreichischen, deutschen und schweizerischen Charts stürmte.

Um die Liedzeile „muss ich denn sterben um zu leben“ schwebt auch heute der Mythos, dass er sich selbst das Leben nahm. Konnte das ein Zufall sein? Man weiß es nicht. Das Mysterium um Falcos Tod wurde nie vollständig aufgeklärt.


Die beiden Autoren bedienen sich vieler Zitate von Falco und führen die Zuschauer so, sehr lebensecht, in seine größten und auch dunkelsten Zeiten.

Es ist ihnen bestens gelungen zu zeigen, wie zerrissen Falco war und wie sehr er eigentlich nichts mehr wollte, als ein „normales“ Leben.

Die Zerrissenheit Falcos wird auf der Bühne durch die beiden Frauen „Jeanny“ (die Gute) und „Ana Conda“ (die Böse) dargestellt. Immer wieder tauchen beide in seinem Leben auf und versuchen ihn auf die jeweils eigene Seite zu ziehen. Welche am Ende gewinnt, ist leider nur zu klar.

Alexander Kerbst und Stefanie Kockverstehen es bestens, Hits und Klassiker wie >Egoist<, >Jeanny<, >Out of the dark< und >Rock me Amadeus< nicht nur aneinander zu reihen, sondern (s)eine flüssige Geschichte zu erzählen. Als Zuschauer ist man ganz nah auf Falcos Lebens- und Leidensweg dabei.

Wir durften bereits ein ausführliches Interview mit Alexander Kerbst führen, in dem er uns viel über die Produktion, seine Drehbuch-Arbeit und zu seiner generellen Haltung zu Falco verraten hat. Schaut doch einfach mal vorbei: Interview Alexander Kerbst 

Die Gesangs- und Schauspielsolisten sindmit den Rollen von „Falco“, dem „Manager“, „Jeanny“ und „Ana Conda“ nicht viele, aber dadurch nicht weniger überzeugend.

Wir haben leider nicht die Erstbesetzung von „Falco“ auf der Bühne erlebt. Leider, nicht weil Stefan Wessel uns nicht überzeugt hat, ganz im Gegenteil! Er hat die typischen Bewegungen so gut imitiert und auch die Lieder gesungen, als wäre er „einer der Drillinge“.

Leider nur aus einem Grund… Wir durften Alexander Kerbst beim Mitternachtsball 2017 in Essen in seiner Rolle als „Falco erleben und wenn man das gesehen hat, ist einfach klar, dass er die Rolle nicht spielt, sondern die Rolle „Falco auf der Bühne lebt! Das hätten wir sehr gerne in voller Länge gesehen.

Alice Wittmer als „Ana Conda“ und Julia Fechter als „Jeanny“ waren gesanglich ganz große Klasse! Die unberührte Unschuld „Jeanny’s“ und die verruchte Boshaftigkeit „Ana Conda’s“ haben beide wirklich überzeugend rüber gebracht. Ihre Stimmen passten perfekt zu ihren Rollen und außer vielleicht etwas lauteren Mikros, blieben keine Wünsche offen.

Sebastian Achilles als „Manager“ hat eine authentische schauspielerische Leistung gezeigt, die besonders die Sorge um FalcosGesundheit in den Vordergrund gebracht hat. Wie er immer wieder, als eine Art Erzähler, aus seiner Rolle heraus getreten ist, fanden wir für die Story sehr hilfreich und das zeigte auch oft die nötige Dramatik der Entwicklung.

Die Bühne wird von einer aufklappbaren Videowall dominiert. Hier werden ganz hervorragend Stimmungen erzeugt, wie auch Kulissen eingeblendet. Ganz oft dient sie dazu, Falcos „wirre“ Gedanken widerzuspiegeln und zu erkennen, dass er manchmal gar nicht in dieser, sondern in seiner eigenen Welt lebte. Ansonsten sind zwei bewegliche und beleuchtete Showtreppen Hauptbestandteil der Kulisse. Zudem gibt es noch einige weitere Elemente, die für eine Tour-Produktion sehr positiv aufgefallen sind.

Bei aufgeklappter Videowall ist die fünfköpfige Liveband zu sehen. Diese wird immer wieder sehr gekonnt in die Handlung mit eingebaut. Besonders beeindruckend in der Szene, wenn Falco im strömenden Regen, beim Donauinselfest, einen seiner legendärsten Auftritte hinlegt. Die Band zeigt großes Können und die Jungs helfen zusätzlich noch beim Background Gesang.

Das Tanzensemble, das aus 5 Frauen und 4 Männern besteht, hat uns wirklich überzeugt. Die Tänzer leisten harte Arbeit und von modern Dance über Spitzentanz bis hin zum Walzer, sind sie synchron und on Point!

An dieser Stelle haben wir uns die Frage gestellt, ob die Perücken der Tänzer in einigen Szenen einen tieferen künstlerischen Sinn erfüllen… Möglicherweise sollen sie die wirre Gedankenwelt von Falco unterstreichen und darstellen, wie nah Genie und Wahnsinn sich bei Falco wirklich waren. Alternativ könnten wir uns vorstellen, dass hier möglicherweise einfach nicht so viel Wert auf die Qualität der Perücken gelegt wurde oder das Budget hat nicht gereicht!?

Wir hätten uns jedenfalls etwas hochwertigere Haarprachten gewünscht, oder vielleicht hätte man einfach komplett darauf verzichten können.

Wobei man diesbezüglich auch die sehr häufigen und teilweise sehr schnellen Kostümwechsel bei den Tänzerinnen und Tänzern zu Gute halten muss. Für perfekte Befestigung und authentische Haar-Ansätze, scheint ganz oft keine Zeit zu sein.

Die Kostüme sind sehr vielseitig und abwechslungsreich, dazu mit viel Liebe zum Detail und zeitgemäß gestaltet. Zu jedem Hit gibt es ein eigenes „Thema“ und auch in diesen sehr unterschiedlichen Stimmungen, hat das Kreativteam den Ton getroffen.

Die Westfalenhalle 2 war ausverkauft und trotzdem schien während des Stücks keine richtige Stimmung aufzukommen. Es gab relativ wenig Szenenapplaus und es hatte eher den Flair eines gediegenen Konzertes. Erst am Ende, bei den Zugaben, war echte Leidenschaft zu spüren, die auch auf die Bühne übertragen wurde und Stefan Wesselschien „Falco noch ein Stück näher zu kommen. Vielleicht wäre das bei einem etwas kleineren Haus oder einem „richtigen Theater“ anders gewesen.

Unser Fazit: Ob es sich nun um ein Musical handelt, darüber kann man sich streiten. Vielleicht kann man es eher als Show bezeichnen.

Jedenfalls wird Falco für rund 2 Stunden wieder lebendig und jeder darf Teil seiner genialen und tragischen Geschichte sein. Für alle die an den Mythos glauben, Falco würde noch leben, hier kann man dieser Theorie näher kommen als man glaubt.

Insgesamt eine tolle Story mit inhaltlich grandioser Umsetzung und solider Bühnen-Leistung. Wir empfehlen es bedenkenlos an alle Falco Fans, die „ihn“ noch einmal live erleben wollen.

Viele Grüße

Eure Judy und eure Ena

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