06.12.2019: The Color Purple in Nimwegen

Am 06.12.2018 sind wir nach Nimwegen in Holland gefahren und haben mal das Experiment gewagt und uns dort zum ersten Mal ein niederländisches Musical angeschaut.

Zwei Tage vor unserem Musicalbesuch bekamen wir eine E-Mail mit allen wichtigen Informationen, wie Anreise, Ablauf usw.

Der Abend beginnt eine Stunde vor Vorstellungsbeginn mit einer Einleitung durch den Regisseur, in diesem Fall Koen van Dijk, im Theatercafe. Hierzu haben wir es leider zeitlich nicht geschafft, sodass wir darüber leider nichts weiter berichten können.

Grundsätzlich ist die Idee aber toll! So erfährt man ein wenig über den Hintergrund des Stückes und lernt auch mal die Personen hinter den Kulissen kennen.

Auch die Begrüßung im Theater selbst war ein Highlight, denn jeder Gast wurde persönlich von einer aufwändig, in glitzerndem Frack und Zylinder, gekleideten Concierge begrüßt.

Wir waren vom Theater „Stads Schouwburg Nijmegen“ sehr positiv überrascht, die Garderobe war kostenlos und man bekam in der Pause gratis Getränke. Auch das Parken war absolut angemessen, der Theater-Tarif, des nahe gelegenen Parkhauses, hat nur 2,90 € gekostet.

Das alles würden wir uns für die großen deutschen Theater auch wünschen.

Das Theater an sich hat einen ähnlichen 70er-Jahre Charme wie man ihn aus vielen Theaterhäusern aus dieser Bauphase kennt.

Es hat ein rundes Foyer um den rund gebauten Saal. Das Theater hat zwei Ränge und die ersten Reihen im Parkett sind quasi rückläufig abschüssig gebaut, damit man leicht liegend eine perfekte Sicht auf die Bühne hat. Wir hatten Karten in der vierten Reihe und haben lediglich 35,00€ inkl. Getränken in der Pause bezahlt. Soweit zu den Rahmenbedingungen, die uns alle schon mal komplett überzeugt haben.

Das Bühnenbild kommt mit einem einfachen „Bretterbau“ aus und auch die Kulissen wurden sehr einfach gehalten. Die Darsteller bringen einige Holzkisten mit auf die Bühne und diese finden vielseitige Verwendung. In späteren Szenen kommen noch einige wenige andere Requisiten zum Einsatz. Gegen Ende öffnet sich die Rückwand und man hat den vollen Blick auf die lila farbenen Blumen. Ein sehr romatisch inszenirtes Bild, welches aber bestens in die Entwicklung des Stückes passt.

Die Musiker saßen in diesem Fall, teilweise sichtbar, auf der linken Seite der Bühne und dahinter. Die Akustik war super und die Musik wirkllich eingängig, auch wenn man das Stück nicht kennt.

Das Stück an sich ist schwierig in knappen Worten zusammenzufassen. Im Endeffekt geht es um „Celie“, ein 14 jähriges Mädchen, welches zum zweiten Mal von ihrem vermeintlichen Vater schwanger ist. Sie darf auch dieses Kind nicht behalten und wird dann in eine gewalttätige Ehe zwangsverheiratet. Ihr Ehemann gaukelt ihr vor, dass Ihre über alles geliebte Schwester „Nettie“ tot sei und versteckt ihre regelmäßigen Briefe.

Über die Jahre trifft „Celie“ immer wieder Menschen, die ihr wohlgesonnen sind und zum Ende findet sie ihren Weg, der sie in ein autonomes Leben führt, in dem sie sogar ihre Schwester und ihre beiden Kinder „Adam“ und „Olivia“, die zwischenzeitlich bei „Nettie“ in Afrika lebten, wieder treffen kann.

Das Stück beinhaltet sehr viele tiefgründige Themen, wie Sklaverei, Gewalt, Vergewaltigung und auch Freundschaft und den Kampf um ein eigenständiges Leben. Keine leichte Kost!

Die Darstellerin der „Celie“, Naomi van der Linden, hat sowohl als 14 jähriges Mädchen, als auch als unterdrückte Ehefrau und später als eigenständige, starke Frau brilliert. Jede einzelne Facette ihrer Rolle hat man ihr bis ins Detail abgekauft. Die Zerrissenheit der Rolle hat man vollends erlebt und konnte von Anfang bis Ende mitfühlen. Die gesangliche und schauspielerische Darbietung war grandios!

Als gewalttätiger Ehemann „Mister“ stand Perrie Dossett auf der Bühne. Dieser versprühte perfekt die Arroganz und Herrschsucht der Rolle und brachte zum Ende des Stücks ebenso überzeugend den bereuenden, liebenden Großvater. Hut ab!

Wir durften sehr starke Darstellerinnen und Darsteller sehen die uns mit ganz tollen Stimmen und den schauspielerischen Fähigkeiten absolut überzeugt haben.

Wir konnten der niederländischen Sprache leider weniger gut folgen, als wir es gehofft hatten. Einige humorvolle Szenen blieben somit ein Rätsel für uns. Dennoch hat uns das Stück emotional mitgenommen und die doch recht komplexe Handlung war absolut schlüssig und auch ohne nennenswerte Kenntnisse in der niederländischen Sprache gut nachzuvollziehen. Im Vorfeld die Handlung einmal zu recherchieren, hat natürlich dazu beigetragen.

The Color Purple ist, mit wenigen Mitteln auf der Bühne und grandiosen Musicaldarstellerinnen und -darstellern, sehr gut umgesetzt und hat in den fast drei Stunden einiges zu bieten.

Unser Fazit: Tolles Stück, welches absolut zu empfehlen ist! Das Theater gerne wieder!

Jedoch werden wir uns auf niederländisch nur noch Stücke anschauen, die wir textlich und von der Handlung her schon ein wenig besser kennen.

Viele Grüße

Eure Judy und eure Ena

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