„LADIES UND GENTLEMEN, SEHEN SIE NUN EIN STÜCK ÜBER MORD, HABGIER, KORRUPTION, GEWALT, AUSBEUTUNG, EHEBRUCH UND VERRAT. DINGE ALSO, DIE UNSEREN HERZEN LIEB UND TEUER SIND.“
Wenn ein Musical seit 22 Jahren ohne Unterbrechungen am Broadway und seit 15 Jahren ohne Unterbrechungen am Westend gezeigt wird und dieses Musical als englischsprachige Originalversion in unserer Nähe gespielt wird, kommen wir an so einem Klassiker natürlich nicht vorbei. Die Rede ist von Chicago, welches wir uns am 04.06.2019 im Musical Dome in Köln angesehen haben.
„Immer noch die heißeste Show der Stadt, nur noch ein bisschen besser.“
The Independent
Das Musical spielt im Chicago der 20er Jahre und erzählt die Geschichten der Varieté Täzerin „Velma Kelly“ und der Nachtclubsängerin „Roxie Hart“, die beide wegen Mordes angeklagt sind und zusammen mit einigen anderen Mörderinnen im Gefängnis auf Ihre Prozesse warten.
„Roxie Hart“ erschoss ihren Geliebten „Fred Casely“ als er die Affäre beenden wollte und „Velma Kelly“ erschoss ihren Ehemann und ihre Schwester, als sie beide beim Fremdgehen erwischte.
Eine weitere wichtige Person im Gefängnis von Cook County ist „Mama Morton“, die gegen Bezahlung den Insassinnen ihre „Hilfe“ anbietet. So war es z.B. „Mama Morton“, die „Velma“ als „Top Mörderin der Woche“ zum Medienstar gemacht hat und plant nach ihrem Freispruch „Velmas“ Rückkehr zum Varieté.
„Billy Flynn“ ist der Anwalt des Vertrauens. Er hat noch nie einen Prozess verloren, vertritt unter anderem auch „Velma Kelly“ und soll nun auch „Roxie Hart“ vertreten.
„Billy“ wird im Gefängnis von seinen Mandantinnen sehnsüchtig erwartet.
Er übernimmt „Roxies“ Fall, schreibt ihre Geschichte neu und vermittelt diese an die Boulevardkolumnistin „Mary Sunshine“, die auch in jedem Verbrecher etwas Gutes zu finden weiß.
„Billy“ arrangiert eine Pressekonferenz für „Roxie“ und trägt als ihr Bauchredner eine völlig andere Version der Wahrheit vor, während „Roxie“ lediglich die Mundbewegungen macht.
„Roxie“ ist plötzlich Chicagos neuer Star, und von „Velmas“ Schlagzeilen, ihrem Prozesstermin und ihrer Karriere hört man nichts mehr.
„Velma“ will „Roxie“ überreden, mit ihr zusammen Karriere zu machen, aber „Roxie“ möchte lieber alleine im Rampenlicht stehen. Doch auch ihre Schlagzeilen werden schnell durch andere, noch schmutzigere Verbrechen der Leidenschaft ersetzt.
Die einfallsreiche „Roxie“ beschließt, dass eine Schwangerschaft das richtige Mittel ist, um sie auf die Titelseiten zurückzubringen.
„Velma“ ist entsetzt darüber, dass „Roxie“ trotz der offensichtlich falschen Aussagen weiterhin die Nummer eins auf den Titelseiten ist und berichtet „Billy“ alle Tricks, die sie für ihren Prozess geplant hat.
Dieser gibt alle Ideen, sogar die strassbesetzten silbernen Schuhe, an „Roxie“ weiter.
„Roxie“ wird freigesprochen, doch ihre Tage auf den Titelseiten der Presse sind gezählt, denn gerade als das Urteil gesprochen wird, geschieht ein noch sensationelleres Verbrechen und die Pressevertreter stürmen aus dem Gerichtssaal.
So schließt sich „Roxy“ schlussendlich doch noch mit „Velma“ für eine gemeinsame Karriere zusammen.
„Ein Abend voller ‚Razzle Dazzle‘, den man nicht verpassen sollte.“
The Sun
Ein Bühnenbild wie man es sich vorstellt, gibt es eigentlich nicht, denn es besteht fast ausschließlich aus dem Orchester, dass während der Show live spielt, und ein paar Requisiten, wie Stühle oder Leitern an den Bühnenseiten. Aber gerade das macht es total spannend! Und dennoch ist es ein Leichtes, in dem Konstrukt den Gerichtssaal, eine Zelle oder eine Showbühne zu erkennen.
Man wird nicht dadurch abgelenkt, dass es in der einen Ecke explodiert und in der anderen Ecke ein Auto ins Bild gefahren wird. Man kann sich ausschließlich auf den Gesang und die großartigen Tanznummern konzentrieren.
Die Musik, typisch für die 20er Jahre und sehr jazzig, wurde von der Live Band sehr beeindruckend gespielt. Jeder Ton saß und es wurden mit den Instrumenten viele Soundeffekte erzeugt, die der Handlung mehr Tiefe verliehen, als es ein großes Bühnenbild hätte schaffen können. Dank einem sehr klaren britischen Englisch, sind die Texte sehr gut zu verstehen. Es sind aber auch alle Dialoge und Songs seitlich der Bühne in deutsch übertitelt.
Die Tänzer des Ensembles waren großartig! Eine solche Synchronität und Perfektion haben wir selten erlebt! Ganz großes Kino! Die Choreografien haben uns sehr gut gefallen. Auch dass alle Darsteller durchgängig seitlich auf der Bühne auf ihre Einsätze warten, war irgendwie erfrischend. Man hat sie die Background Stimmen nicht nur singen hören können, sondern dabei auch gesehen.
Die Besetzung für diese Tour ist großartig gewählt. Carmen Pretorius als „Roxy“ kommt mit ihrer zarten Stimme ganz schüchtern und lieblich rüber, als könnte sie keiner Fliege etwas zu leide tun. Und doch schafft sie es ganz plötzlich alle wegzufegen. Samantha Peo als „Velma“ hat jeden mit ihrer verruchten sexy Stimme umgehauen. Sie scheint geboren für diese Rolle. Ebenso Ilse Klink als „Mama“ schmettert ihre Songs dem Publikum entgegen und einmal mehr ist klar, warum das Stück keine Kulissen benötigt um zu wirken. Craig Urbani als „Billy“ könnte nicht besser gewählt werden. Er verbreitet dermaßen viel Charme mit seiner Stimme, dass wir uns auch von ihm verteidigen lassen würden.
Unser Fazit: Mal was ganz anderes, was nicht vergleichbar ist und in keine Musical-Schublade passt. Es hat uns auf jeden Fall begeistert!
Viele Grüße!
Eure Judy und eure Ena